London/Frankfurt (Reuters) - Die Luftfahrt blickt wegen verschärfter Reisebeschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie noch skeptischer auf das laufende Jahr.

"Es ist schon klar, dass die erste Hälfte 2021 schlechter wird als früher angenommen", erklärte der internationale Airline-Verband IATA am Mittwoch in Genf. Das liege an den verschärften Reisebeschränkungen, mit denen viele Länder gegen eine Ausbreitung von Corona-Virusmutationen angehen. Die Vorausbuchungen für den Sommer lägen derzeit 78 Prozent unter denen im Vorkrisenjahr 2019. Die Fluggesellschaften weltweit dürften, je nach Szenario, zwischen 75 und 95 Milliarden Dollar verbrennen und bräuchten deshalb mehr staatliche finanzielle Hilfen. Bisher hatte IATA nur mit bis zu 48 Milliarden Dollar gerechnet, die den Airlines an liquiden Mitteln durch die Finger rinnen.

Während viele Länder ihre Impfungen vorantreiben, haben zahlreiche Regierungen nicht-notwendige Reisen wegen der Gefahr durch Virus-Varianten aus Großbritannien, Brasilien und Südafrika verboten. Für Airlines und Tourismusunternehmen, die aufgrund der Pandemie-Beschränkungen fast ein Jahr ohne Einnahmen auskommen müssen, geht es im Sommer fast schon um alles oder nichts. Reserven sind kaum noch vorhanden und viele Firmen ohnehin schon auf Staatshilfe angewiesen.

Im besten Fall wäre eine leichte Erholung der Nachfrage bis zur Hochsaison im Sommer zu erwarten, wenn ein Durchimpfen der Risikogruppen gelinge, erklärte der Verband. Bei diesem "optimistischen Szenario" könnten die Airlines im Gesamtjahr 38 Prozent der Sitzplätze verkaufen, die sie vor zwei Jahren füllen konnten. Dies führe zu einem Finanzloch von 75 Milliarden Dollar. Nach dem pessimistischen Szenario blieben die Reisebeschränkungen zur Abwehr der Pandemie in Kraft. Die Nachfrage werde nur 33 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen. Die Airlines verlören 95 Milliarden Dollar. Die Unternehmen bräuchten deshalb weiterhin staatliche Hilfe. "Wenn die Regierungen die Grenzen nicht öffnen können, müssen sie ihre Brieftaschen öffnen für finanzielle Erleichterungen, welche die Airlines am Leben erhalten", warnte der bald scheidende IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac.

Der Branchenverband erklärte zudem, man plane Ende März einen Covid-19-Reisepass einzuführen. So soll es ein digitales System für Testergebnisse und Impfzertifikate geben, um Reisen zu erleichtern.