PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Auf die Zollankündigungen der USA haben die Aktien betroffener europäischer Konzerne am Donnerstag erholt reagiert. Allen voran ging es für die Titel von Airbus an der EuroStoxx- und Cac-Spitze um etwa 4 Prozent nach oben, nachdem sich am Markt die Meinung durchsetzte, der Umfang der Belastungen durch die Zölle werde begrenzt bleiben.

Der für die Airbus-Flugzeuge erhobene Strafzoll von 10 Prozent sei deutlich unter dem, was der US-Konkurrent Boeing für angemessen befunden hätte, sagte ein Händler. Die von der WTO bewilligten Vergeltungsmaßnahmen im Airbus-Boeing-Streit lägen mit 7,5 Milliarden US-Dollar deutlich unter den von den USA geforderten 11,2 Milliarden Dollar, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Chris Hallam in einer am Mittwochabend vorliegenden Studie.

Auch bei Spirituosen- und Luxusgüterkonzernen reagierten die Anleger am Donnerstag ziemlich erleichtert. Pernod Ricard kletterten in Paris um 3,5 Prozent und Diageo in London um 1,6 Prozent. JPMorgan-Analystin Celine Pannuti zeigte sich in einem ersten Kommentar positiv überrascht - insbesondere deshalb, weil die Zölle auf Brandy, Schaumweine und französische Liköre nicht erhoben würden. Laut Sanjeet Aujla von der Credit Suisse hatten die Branchenaktien zuletzt unter der Sorge vor Sonderzöllen gelitten, da mehr Einfluss durch die Zölle erwartet worden sei.

Auch im Luxusgütersektor machte sich Erleichterung breit. LVMH gehörten im EuroStoxx mit 1,5 Prozent zu den größten Gewinnern. Wie Analystin Julie Saussier-Clement von der Credit Suisse in einem Kommentar schrieb, seien auch Lederwaren nicht Teil der von den Zöllen betroffenen Liste. Dies wiederum werte sie positiv für Konzerne wie LVMH. Kering folgten dem mit einem Anstieg um 1,2 Prozent.

Die US-Regierung hatte nach der Genehmigung durch die Welthandelsorganisation (WTO) angekündigt, Strafzölle in Milliardenhöhe auf bestimmte EU-Importe zu verhängen. WTO-Schlichter hatten den USA am Mittwoch das Recht zugesprochen, wegen der Subventionen Strafzölle von bis zu 100 Prozent zu erheben. Auf die Einfuhr von Flugzeugen sollen es 10 Prozent sein, bei zahlreichen anderen Produkten 25 Prozent.

Man habe bewusst nicht zu dem theoretisch erlaubten maximalen Satz von 100 Prozent gegriffen, weil die USA auf eine Verhandlungslösung mit der EU setze, sagte ein ranghoher US-Beamter. Nach Einschätzung von JPMorgan-Analystin Celine Pannuti ist damit aber wohl nicht das letzte Wort gesprochen. Sie befürchtet, dass dies nur der erste Schritt in einer möglichen Eskalation des Handelsstreits ist./tih/jha/