Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Airbus ist weiter auf Erholungskurs. Der Luft- und Raumfahrkonzern dürfte im dritten Quartal Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert haben. Analysten rechnen im Konsens mit einem gut anderthalb mal so hohen freien Cashflow vor Fusionen und Akquisitionen (M&A) sowie Kundenfinanzierungen wie im Vorjahreszeitraum. Die Jahresprognose dürfte bestätigt werden. Hinter dem Konzernziel für die Flugzeugauslieferungen in diesem Jahr setzen einige Marktbeobachter jedoch ein Fragezeichen.

Bei der Zahlenvorlage des im DAX notierten Konzerns am Freitag achten die Anleger auf Aussagen zur Kostenentwicklung und Lieferketten sowie zum Auftragseingang.


Worauf Investoren achten: 

AUSLIEFERUNGSZIEL: Airbus hat seine Prognose für die Auslieferung von Verkehrsflugzeuge gesenkt und zur Begründung Lieferkettenprobleme angeführt, die den Hochlauf der Produktion des beliebten A320 beeinträchtigen. Insgesamt sollen 2022 rund 700 Maschinen an Kunden übergeben werden, 20 weniger als zunächst geplant. Einige Analysten sind jedoch skeptisch, ob das Ziel angesichts weiterer Engpässe etwa bei Triebwerken erreicht werden kann. Mit einer für Airbus typischen Jahresendrally ist das aber nicht unmöglich. Bis Ende September wurden 437 Flugzeuge ausgeliefert. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern 611 Verkehrsflugzeuge an Kunden übergeben und damit den Konkurrenten Boeing in diesem Geschäft weit hinter sich gelassen.

AUFTRAGSEINGANG: Investoren legen ein besonderes Augenmerk auf den Auftragseingang, der im Zuge der Nachfrageerholung in der Luftfahrtbranche angezogen hat. Laut Agenturberichten verhandelt Airbus derzeit mit Saudi-Arabien über einen Auftrag für Flugzeuge aus der A350-Familie, der noch im Laufe dieser Woche bekanntgegeben werden könnte. Während die Nachrichtenagentur Reuters von etwa 40 Maschinen berichtet, die für die Gründung einer neuen Fluggesellschaft bestimmt seien, beziffert Bloomberg den potenziellen Auftrag auf bis zu 80 Maschinen. So oder so würde ein solcher Großauftrage dem A350-Programm Aufwind geben und der Konzern könnte seinen Ausblick für den freien Cashflow im kommenden Jahr erhöhen. Investoren dürften fragen, was an den Berichten dran ist bzw nach Details.

SPACE & DEFENSE: Investoren könnten fragen, ob der Konzern auch Aufträge aus dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr erhalten hat oder solche erwartet. In einer Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) unter Rüstungskonzernen im März hatte unter anderem Airbus seine Bereitschaft zur kurzfristigen Erhöhung und auch dauerhaften Erweiterung der Produktion erklärt. Die FAZ hatte auch die Rüstungshersteller Rheinmetall, KMW, Thyssen-Krupp Marine Systems, Hensoldt sowie Heckler & Koch befragt. Bisher hat die Rüstungs- und Raumfahrtsparte aber keine Aufträge der Bundeswehr bekanntgegeben. Im zweiten Quartal hatte sie von der Aufrüstung in der EU infolge des Ukraine-Kriegs profitiert.

CASHFLOW: Die freie Liquidität von Airbus für Ausschüttungen wie Dividenden und Aktienrückkäufe steht weiterhin im Fokus der Anleger und Analysten. Der freie Cashflow vor M&A sowie Kundenfinanzierungen soll im Gesamtjahr das Vorjahresniveau von 3,5 Milliarden Euro erreichen. Im ersten Halbjahr wurden knapp 2 Milliarden Euro erzielt und Analysten rechnen laut einem von Airbus bereitgestellten Konsens für das dritte Quartal mit einer kräftigen Steigerung um 149 Prozent auf 520 Millionen Euro.

Die Aktie des Unternehmens ist im DAX gelistet. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                              PROG   PROG  PROG 
3. QUARTAL                     3Q22   ggVj  Zahl   3Q21 
Umsatz                       12.848   +22%    20 10.518 
EBIT bereinigt                  887   +33%    20    666 
EBIT                            888   +25%    20    710 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   585   +45%    20    404 
Ergebnis je Aktie              0,75   +47%    20   0,51 
Free Cashflow*                  520  +149%    20    209 
 
.                              PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj22   ggVj  Zahl   Gj21 
Umsatz                       59.401   +14%    15 52.149 
EBIT bereinigt                5.482   +13%    14  4.865 
EBIT                          5.484    +3%     8  5.342 
Ergebnis nach Steuern/Dritten 3.926    -7%    13  4.213 
Ergebnis je Aktie              5,00    -7%    13   5,36 
Free Cashflow*                2.865   -18%    11  3.515 
Dividende je Aktie             1,76   +17%    13   1,50 
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ERLÄUTERUNGEN:

-* vor M&A und Kundenfinanzierungen

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens, Prognosen zu Jahresschätzungen von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/err

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October 27, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)