Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Airbus dürfte im ersten Quartal den Gewinn deutlich stärker gesteigert haben als den Umsatz. Im Fokus der Anleger stehen der weitere Hochlauf der Flugzeugproduktion, die während der Pandemie zurückgefahren worden war, und die Gespräche der Konzerns mit Zulieferern für den A320. Der im DAX notierte Konzern hatte im ersten Quartal mit coronabedingten Ausfällen in der Belegschaft und Engpässen bei den Turbinenlieferungen zu kämpfen.


   Worauf Investoren achten: 

PRODUKTION: Angesichts der massiven Folgen der Corona-Krise für die Luftfahrtbranche hatte Airbus die Flugzeugproduktion im April 2020 um rund ein Drittel gedrosselt, nun wird sie nach und nach wieder hochgefahren: So soll die monatliche Produktion von Maschinen aus der beliebten A320-Familie bis zum Sommer 2023 von zuletzt 45 auf 65 Flugzeuge steigen. Über die Produktionsquoten des A320 in den Jahren 2024 und 2025 soll bis Jahresmitte entschieden werden. CEO Guillaume Faury hatte im Februar bekräftigt, dass der Konzern eine Erhöhung der Produktionsrate auf 70 oder 75 Maschinen im Monat in Erwägung ziehe. Anleger achten auf Aussagen zur Nachfrageentwicklung und zu den weiteren Produktionsplänen. Auch mögliche Engpässe in der Lieferkette und steigende Rohstoffkosten stehen im Fokus. Airbus bezieht beispielsweise 50 Prozent seines Titans aus Russland, hat aber jüngst erklärt, dass die Versorgung auch bei möglichen Sanktionen gegen Russland gesichert sei.

CHINA-GESCHÄFT: Stärker als die Sanktionen gegen Russland könnten die neuerlichen Lockdowns in China zu Buche geschlagen haben. In der Folge ist auch der Flugreiseverkehr innerhalb des Landes eingebrochen und es ist fraglich, ob die chinesischen Fluggesellschaften die von ihnen bestellten neuen Maschinen wie geplant abnehmen. Laut den Analysten von Jefferies sollten im ersten Quartal 19 Prozent der ausgelieferten Flugzeuge an Fluggesellschaften in China geben.

AUSLIEFERUNGEN: Airbus dürfte das Ziel bestätigen, in diesem Jahr 720 Verkehrsflugzeuge auszuliefern. Das ist ein kräftiger Anstieg gegenüber dem Vorjahr, in dem der Konzern 611 Verkehrsflugzeuge an Kunden übergab und damit den Konkurrenten Boeing in diesem Geschäft weit hinter sich gelassen hat, aber immer noch deutlich weniger als vor der Pandemie: 2019 hatte Airbus 863 Maschinen ausgeliefert.

RÜSTUNGSGESCHÄFT: In der Rüstungssparte könnten Airbus weitere Aufträge winken, wenn das geplante Sondervermögen 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr eingerichtet wird. Der europäische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern wäre angesichts der erwarteten zusätzlichen Milliardenausgaben auch bereit, die Produktion kurzfristig zu erhöhen und auch auf Dauer zu erweitern, wie er in einer Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) mitgeteilt hatte. Die FAZ hatte auch die Rüstungshersteller Rheinmetall, KMW, Thyssen-Krupp Marine Systems, Hensoldt sowie Heckler & Koch befragt.

CASHFLOW: Die freie Liquidität von Airbus für Ausschüttungen wie Dividenden und Aktienrückkäufe wird ebenfalls im Fokus der Anleger und Analysten stehen. Der freie Cashflow (FCF) vor Fusionen und Akquisitionen sowie Kundenfinanzierungen belief sich im ersten Quartal 2021 auf 1,2 Milliarden Euro. Darin enthalten waren jedoch etwa 1 Milliarde Euro an Gewinnen aus dem Abbau von Lagerbeständen, schrieb Citi-Analyst Charles J. Armitage. Seine Bank schätze den freien Cashflow von Airbus auf 100 bis 200 Millionen Euro.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


=== 
.                                PROG   PROG  PROG 
1. QUARTAL                       1Q22   ggVj  Zahl    1Q21 
Umsatz                         12.051   +15%    22  10.460 
EBIT bereinigt                    719    +4%    22     694 
EBIT                              704   +52%    22     462 
Ergebnis nach Steuern/Dritten     460   +27%    22     362 
Ergebnis je Aktie                0,61   +33%    22    0,46 
Free Cashflow*                    124   -90%    22   1.202 
 
.                                PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                       Gj22   ggVj  Zahl    Gj21 
Umsatz                         59.789   +15%    13  52.149 
EBIT bereinigt                  5.691   +17%    10   4.865 
EBIT                            5.443    +2%     4   5.342 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   4.102    -3%     9   4.213 
Ergebnis je Aktie                5,00    -7%     9    5,36 
Free Cashflow*                  3.445    -2%     7   3.515 
Dividende je Aktie               1,80   +20%    11    1,50 
 
=== 

ERLÄUTERUNGEN:

-* before M&A and Customer Financing

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens; Jahresschätzungen, Dividende und Kursziel von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/mgo

(END) Dow Jones Newswires

May 03, 2022 09:18 ET (13:18 GMT)