Der bayerische Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt will mit seinem Börsengang mindestens 400 Millionen Euro erlösen.

300 Millionen davon sollen an das Unternehmen selbst gehen, das damit einen Teil seiner Schulden tilgen will, wie Hensoldt am Dienstagabend in Taufkirchen bei München mitteilte. Der US-Finanzinvestor KKR, dem Hensoldt seit 2016 gehört, will zunächst Aktien für 100 Millionen Euro verkaufen, behält sich aber bei entsprechender Nachfrage eine Aufstockung der Emission vor, die ihm insgesamt zu 280 Millionen Euro bringen würde. Die Aktien können von Mittwoch an bis 23. September in einer Spanne von 12 bis 16 Euro gezeichnet werden.

Zwei Tage nach dem Ende der Zeichnungsfrist, also am Freitag kommender Woche, soll die ehemalige Airbus-Tochter ihr Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Innerhalb der Spanne käme Hensoldt auf einen Börsenwert zwischen 1,26 Milliarden und 1,58 Milliarden Euro. KKR hatte die Rüstungselektronik-Sparte von Airbus vor vier Jahren für 1,1 Milliarden Euro gekauft und sie in Hensoldt umbenannt. KKR hatte dem Unternehmen wie bei Finanzinvestoren üblich zusätzliche Schulden aufgehalst, derzeit ist davon noch gut eine Milliarde Euro übrig. Mit dem Erlös des Börsengangs könnte Hensoldt die Schuldenlast auf das Dreifache des für 2020 erwarteten operativen Gewinns (Ebitda) von rund 210 Millionen Euro senken.

Die Struktur des Börsengangs zeigt, dass Hensoldt und KKR vorsichtig vorgehen. Das Unternehmen selbst gibt nur so viele neue Aktien aus, dass ihm 300 Millionen Euro zufließen. Der US-Investor begnügt sich zunächst mit einem Erlös von 100 Millionen Euro, könnte am Ende aber weitere 6,5 Millionen Hensoldt-Aktien verkaufen. Die übliche Platzierungsreserve von 15 Prozent des Emissionsvolumens kommt noch oben drauf. Je nach dem Volumen der Emission sind nach dem Börsengang zwischen 32 und 44 Prozent der Aktien im Streubesitz. Organisiert wird der Börsengang von der Bank of America (BofA Securities), JPMorgan, der Deutschen Bank und der Kapitalmarktsparte von KKR selbst.

Die Bundesregierung hatte sich beim Verkauf an KKR in einem "Sicherheitsabkommen" die Option gesichert, mit bis zu 25,1 Prozent bei Hensoldt einzusteigen, um den strategischen Einfluss auf den Hersteller von Sensoren, Radarsystemen und Systemen für die elektronische Kampfführung zu sichern. Die Vereinbarung gilt auch nach dem Börsengang, wie Hensoldt mitteilte. Bis Ende des Jahres müsste der Bund KKR für eine Sperrminorität von 25,1 Prozent pauschal 600 Millionen Euro zahlen. Danach kann er zum durchschnittlichen Börsenkurs zugreifen, wenn KKR seinen Anteil auf weniger als 25 Prozent abschmelzen lässt.