Der US-Konzern erwartet, dass die Flugzeugbauer in den kommenden 20 Jahren insgesamt 42.700 Verkehrsflugzeuge im Wert von mehr als 6,3 Billionen Dollar ausliefern werden. Boeing schraubte seine Prognose am Dienstag auf der Luftfahrtschau im britischen Farnborough damit um drei Prozent nach oben. Vor einem Jahr hatte der US-Hersteller das Marktvolumen noch auf 41.300 Passagier- und Fracht-Maschinen geschätzt. Wenn man Dienstleistungen rund um das Flugzeug und das Fliegen hinzurechne, liege das Marktvolumen sogar bei 15 Billionen Dollar.

Der Boeing-Rivale Airbus will sich von diesem Markt ein größeres Stück abschneiden. Der europäische Flugzeugbauer wolle die Dienstleistungserlöse im nächsten Jahrzehnt auf zehn Milliarden Dollar verdreifachen. In den vergangenen zwei Jahren seien sie bereits mit 18 Prozent pro Jahr gewachsen. Am meisten verspreche der Markt für die Wartung von Flugzeugen, erklärte der Konzern. Airbus wolle dabei auch fremde Fabrikate warten - schließlich flögen 62 Prozent der Airbus-Kunden auch Flugzeuge anderer Hersteller. Den Flugzeugmarkt der kommenden 20 Jahre selbst hatte Airbus vor kurzem auf 37.400 Maschinen mit einem Wert von 5,8 Billionen Dollar veranschlagt. Die Schätzung liegt unter der von Boeing, unter anderem weil die Amerikaner auch Flugzeuge mit 90 bis 100 Sitzen einbeziehen.

Dabei wächst die Abhängigkeit der Branche von aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China. Allein ein Viertel der Produktion von Boeing ging im vergangenen Jahr nach China, einem der global am stärksten wachsenden Flugzeugmärkte. Nach Ansicht von Boeing-Marketingmanager Randy Tinseth, der die Prognose vorstellte, dürfte das asiatische Riesenreich die USA in zehn bis 15 Jahren als größten Inlandsreisemarkt der Welt ablösen. Das macht Boeing anfällig für die Auswirkungen des Handelsstreits der USA mit China. Tinseth wollte darauf nicht eingehen: "Wir konzentrieren uns auf das, was wir kontrollieren können."

Boeing prognostiziert ein Wachstum des Welt-Luftverkehrs um durchschnittlich 4,7 Prozent. Ein Großteil der Zuwächse dürfte nach Ansicht der Amerikaner auf Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge wie die Boeing 737 und den Airbus A320 entfallen. Boeing schätzt die Nachfrage nach diesen Maschinen fünf Prozent höher ein als noch vor einem Jahr.

AUF DER JAGD NACH MILLIARDENAUFTRÄGEN

Auf der Air Show in Farnborough sammelten Boeing und Airbus am Dienstag weitere Milliardenaufträge ein. Airbus heimste mit 11,5 Milliarden Dollar den - zu Listenpreisen - bisher größten Auftrag auf der Luftfahrtmesse ein. Ein namentlich nicht genannter Kunde habe eine Absichtserklärung unterzeichnet, mit der er seine bestehende Bestellung um 25 Kurzstrecken-Maschinen vom Typ A321neo und 75 A320neo aufstockt, teilte der europäische Flugzeugbauer mit. Allerdings geben die Hersteller bei Großaufträgen größere Rabatte. Auch der von der kanadischen Bombardier übernommene A220 (bisher CSeries) findet Abnehmer. Eine neue US-Fluggesellschaft, hinter der der JetBlue-Gründer und TAP-Investor David Neeleman steht, bestellte 60 A220-300, die von 2021 an mit Pratt&Whitney-Triebwerken ausgeliefert werden sollen.

Der in Farnborough erwartete Großauftrag von AirAsia für 100 Airbus A321neo ist noch nicht unter Dach und Fach. "Alles ist eine Möglichkeit. Bisher ist nichts zementiert", sagte der Verwaltungsratschef der malaysischen Fluggesellschaft, Kamarudin bin Meranum, der Nachrichtenagentur Reuters in London.

Boeing sicherte sich eine 9,6 Milliarden Dollar schwere Bestellung für bis zu 78 Langstreckenflugzeuge der Typen 787-9 und 737 MAX. 23 davon sind feste Bestellungen, die übrigen 55 Vorreservierungen.