Bangalore/München (Reuters) - Mitten in der größten Luftfahrt-Krise seit Jahrzehnten wollen sich die beiden größten Flugzeug-Vermieter zusammenschließen.

Der Branchenführer, die irische AerCap, übernimmt für mehr als 30 Milliarden Dollar in bar und in neuen Aktien die Nummer zwei, die GE-Tochter Gecas, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Zusammen kommen AerCap und GE Capital Aviation Services (Gecas) auf mehr als 2000 Flugzeuge und 300 Hubschrauber. Damit wären sie dreimal so groß wie die Nummer drei auf dem Markt, die irische Avolon, die zum angeschlagenen chinesischen HNA-Konzern gehört. Analysten gehen davon aus, dass der fusionierte Konzern auf Druck der Wettbewerbshüter Hunderte von Flugzeugen abgeben muss.

Die Corona-Krise setzt auch die Flugzeugleasing-Anbieter unter Druck. Sie rätseln, ob die Fluggesellschaften bei ihnen künftig noch so viele Maschinen mieten werden wie bisher. Andererseits könnten die Vermietern zu den großen Gewinnern der Luftfahrtkrise werden: Viele Fluglinien sind finanziell klamm und könnten die Maschinen eher mieten als sie auf die eigene Bilanz zu nehmen. AerCap verwies am Mittwoch darauf, dass die gemeinsame Flotte zu rund 60 Prozent aus Kurzstreckenmaschinen bestehe, die in Zukunft deutlich stärker gefragt sein dürften. Flugzeuge mit neuartigen, sparsameren Antrieben sollen 2024 drei Viertel des Bestandes ausmachen. AerCap und Gecas haben bei den großen Herstellern Airbus und Boeing Hunderte von Flugzeugen bestellt.

Für GE-Chef Larry Culp ist der Verkauf ein weiterer Schritt, den angeschlagenen Industriekonzern zu entschulden. GE erhält für Gecas rund 24 Milliarden Dollar in bar und ein Aktienpaket von 46 Prozent an dem fusionierten Fluzeugleasing-Riesen, das er nach 15 Monaten zu Geld machen kann. Schon vorher könne GE den Schuldenberg damit um rund 30 Milliarden Dollar verringern. Der Konzern muss allerdings noch einmal drei Milliarden Dollar auf Gecas abschreiben. "Das ist der richtige Zeitpunkt, um unseren Umbau zu beschleunigen", sagte Culp. Er ist seit 2018 dabei, den Konzern zu verschlanken und GE aufs Kerngeschäft mit Turbinen, Gesundheitstechnik und Flugzeugtriebwerken zurückzuschneiden. Mit dem Verkauf von Gecas wird die einst mächtige Finanzsparte GE Capital endgültig aufgelöst.

AerCap und Gecas haben gemeinsame Wurzeln: Beide gehen auf den Iren Tom Ryan zurück. Der spätere Ryanair-Gründer hatte das Leasinggeschäft in den 1980er Jahren unter dem Namen Guinness Peat Aviation (GPA) aufgebaut. Nach dem Golfkrieg 1991 wurde sein wankendes Imperium aufgespalten: General Electric schluckte den vermeintlich wertvollsten Teil, der Rest wurde an die damals in den Niederlanden ansässige AerCap verkauft. Der heutige AerCap-Chef Aengus Kelly hatte als Buchhalter bei GPA angefangen. Bereits 2013 hatte er den US-Rivalen International Lease Finance Corp (ILFC) gekauft.