FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte werden am Donnerstag deutlich im Plus erwartet. So wird der DAX am frühen Morgen 2,4 Prozent höher bei 14.307 Punkten indiziert, der Euro-Stoxx-50 sollte ebenfalls rund 2 Prozent im Plus starten. Den Auslöser lieferte am Vorabend die US-Notenbank, die die Leitzinsen wie erwartet um 50 Basispunkte angehoben hat. Erhöhungen von 75 Basispunkten, wie im Vorfeld für diese oder die nächste Sitzung teilweise erwartet, werden derweil nicht erwogen. "75 Basispunkte sind vom Tisch", so ein Händler. Sie seien auch für die kommenden Sitzungen nicht thematisiert worden. Der Markt setze nun auf ein "Soft-Landing-Szenario", auch wenn es hier weiterhin skeptische Stimmen gibt.

Impulse für die Einzelwerte werden von der Berichtssaison erwartet und am Mittag von der Bank of England, die ebenfalls die Leitzinsen um 50 Basispunkte anheben dürfte.

Für etwas Ernüchterung sorgt derweil der Blick nach China, dort hat sich die Geschäftsaktivität der Dienstleister im April weiter verlangsamt. Der von Caixin Media Co und dem Researchhaus Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Servicesektor fiel auf 36,2 (März: 42,0) Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Pandemie im Februar 2020. Die Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus belastete die Kundennachfrage stark.


  Die Fed klotzt 

Die Fed kleckert nicht, sondern klotzt, lautet die Einschätzung von Thomas Gitzel, Chief Economist bei der VP Bank. Laut Fed-Chef Jerome Powell ist die Inflation viel zu hoch und der Arbeitsmarkt zu eng. Die US-Notenbank hebt darum nicht nur den Leitzins um 50 Basispunkte an, sondern beginnt auch mit dem Bilanzsummenabbau. Der Bestand an Staats- und Hypothekenanleihen soll ab Juni zunächst monatlich um 30 bzw. 17,5 Milliarden US-Dollar reduziert werden. Nach drei Monaten wird der Bilanzsummenabbau dann auf die bereits kommunizierte monatliche Summe von 95 Milliarden erhöht. 60 Milliarden Dollar entfallen dann auf den Bestand von US-Staatstiteln und 35 Milliarden Dollar auf hypothekenbesicherte Anleihen.

Laut Powell lägen für die nächsten Notenbanksitzungen Zinserhöhungen von 50 Basispunkten auf dem Tisch. Die US-Wirtschaft sei stark genug, um mit den höheren Zinsen umgehen zu können. An den Finanzmärkten scheint man derweil froh zu sein, dass die Fed nicht einen noch aggressiveren Kurs verkündet hat. Der Dollar gibt etwas nach, die Renditen fallen und die Aktienmärkte legen zu. Der geldpolitische Staffelstab gehe nun an die EZB über. Die europäischen Währungshüter sollten nun die Vorgaben aus Washington aufnehmen und ebenfalls handeln, heißt es am Markt.


   Airbus heben ab 

Erneut gibt es eine Flut an Unternehmenszahlen. Mit festen Kursen rechnen Marktteilnehmer bei Airbus nach den Zahlen, aktuell geht es für die Aktie um 6 Prozent nach oben. Die Zahlen liegen alle deutlich über den Erwartungen. Die wichtigste Nachricht nach Einschätzung der Citigroup ist aber die geplante Produktionsausweitung des A320 auf 75 Maschinen pro Jahr bis 2025 von bislang 65. Laut dem Modell der Analysten erhöht sich das Kursziel für die Aktie jeweils um 2 Euro mit jeder Produktionsausweitung um eine Einheit. Die Citigroup geht davon aus, dass das Papier sehr positiv auf den Nachrichtenmix reagieren wird.

"Zahlen und Ausblick sind schwach", so ein Marktteilnehmer in einer ersten Einschätzung zu den Zahlen von Zalando (+0,9%). Im Gesamtjahr werden die meisten Kennziffern nun nur noch am unteren Rand der bisherigen Prognose erwartet. Im Ergebnis nach Steuern sei ein deutlicher Verlust von 61,3 Millionen Euro angefallen, erwartet worden war ein geringer Gewinn von 1,6 Millionen.

Trotz starker Erstquartalszahlen hat sich Lanxess (+3,3%) alle Optionen für das zweite Quartal offen gehalten. Das Unternehmen rechnet mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen in einer breiten Spanne zwischen 280 und 350 Millionen Euro. Aus Marktsicht dürfte diese vorsichtige Haltung allerdings keine große Überraschung sein. Baader schätzt die weiteren Aussichten für den Chemiesektor als schwierig ein und sieht die Gefahr von Preisdruck. Für das Gesamtjahr geht Lanxess weiterhin von einem EBITDA vor Sondereinflüssen aus, das signifikant über dem des Vorjahres liegt.

BMW (+2,3%) hat im ersten Quartal trotz deutlich geringerer Autoverkäufe sowohl den Umsatz als auch den Gewinn gesteigert und den Ausblick trotz höherer Risiken bestätigt. Für das Gesamtjahr rechnet der Münchener Konzern trotz immer weiter steigenden Energiekosten und Preise für Vormaterialen weiterhin damit, im Autogeschäft eine Rendite von 7 bis 9 Prozent zu erreichen.

Die operativen Ergebnisse von Enel sind nach Einschätzung der Citigroup im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Beunruhigt zeigt sich die Citigroup über den rasant wachsenden Schuldenberg des Versorgers. Dieser sei innerhalb von nur drei Monaten um 6,7 Milliarden auf über 59 Milliarden Euro gestiegen. Die Enel-Bilanz könne nicht länger als solide bezeichnet werden. Die Analysten schließen daher Anteilsverkäufe und eine Anpassung der Dividendenpolitik nicht aus.


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DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Mi, 17:03 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0612      -0,1%     1,0625         1,0545   -6,7% 
EUR/JPY           137,26      +0,0%     137,24         137,08   +4,9% 
EUR/CHF           1,0336      -0,0%     1,0278         1,0363   -0,4% 
EUR/GBP           0,8451      +0,5%     0,8409         0,8438   +0,6% 
USD/JPY           129,36      +0,1%     129,19         129,98  +12,4% 
GBP/USD           1,2557      -0,6%     1,2634         1,2496   -7,2% 
USD/CNH           6,6372      +0,3%     6,6169         6,6574   +4,5% 
Bitcoin 
BTC/USD        39.667,54      -0,2%  39.739,21      38.772,94  -14,2% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex         108,63     107,81      +0,8%           0,82  +48,1% 
Brent/ICE         111,20     110,14      +1,0%           1,06  +46,4% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.899,75   1.881,21      +1,0%         +18,54   +3,8% 
Silber (Spot)      23,17      22,98      +0,8%          +0,19   -0,6% 
Platin (Spot)   1.003,75     994,60      +0,9%          +9,15   +3,4% 
Kupfer-Future       4,41       4,33      +2,0%          +0,09   -0,9% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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May 05, 2022 02:14 ET (06:14 GMT)