Der Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt gibt den Startschuss für seinen Gang an die Frankfurter Börse.

Die angebotenen Aktien werden zum einen aus dem Bestand des Finanzinvestors KKR stammen, dem das Unternehmen aus Taufkirchen bei München seit 2016 gehört, wie Hensoldt am Dienstag mitteilte. Zudem will es selbst frisches Geld durch die Ausgabe neuer Aktien aus einer Kapitalerhöhung einsammeln, um sein Wachstum zu finanzieren und die Bilanz zu stärken. Hensoldt ist nach dem Wohnmobil- und Wohnwagenhersteller Knaus Tabbert bereits das zweite Unternehmen, das nach der Sommerpause seine Pläne für einen Börsengang in Frankfurt öffentlich macht. Der Wissenschaftsverlag Springer Nature könnte Finanzkreisen zufolge Ende September folgen.

KKR hatte vor vier Jahren für 1,1 Milliarden Euro die Rüstungselektronik-Sparte des Flugzeugbauers Airbus gekauft und sie später in Hensoldt umbenannt. Beim Börsengang hofft er Finanzkreisen zufolge nun auf eine Bewertung von 2,5 bis drei Milliarden Euro. Voraussichtlich sollten 20 bis 30 Prozent des Unternehmens an die Börse gebracht werden.

Der Rüstungskonzern stellt mit mehr als 5400 Mitarbeitern Sensoren, optoelektronische Systeme und Systeme für elektronische Kampfführung und Avionik her. 2020 erwartet das Unternehmen 1,15 Milliarden Euro Umsatz und einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von rund 210 Millionen Euro. Den Umsatz will Hensoldt bis 2022 dank der wachsenden Rüstungsausgaben in Europa kräftig steigern. Unter anderem erhielt das Unternehmen einen mehr als 1,4 Milliarden Euro schweren Auftrag für die Modernisierung des Radars der deutschen und spanischen Eurofighter-Flotte.

Wegen Anlaufkosten für die neuen Projekte sinkt die bereinigte Ebitda-Marge in diesem und nächstem Jahr auf 18 Prozent, mittelfristig soll sie dann wieder das Niveau von 2019 erreichen, das bei 19,3 Prozent lag. Rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschafte Hensoldt in Deutschland, sagte Vorstandschef Thomas Müller. Wegen der strategischen Bedeutung hat sich der Bund über eine "goldene Aktie" Mitspracherechte gesichert.

Der Börsengang solle vorbehaltlich des Kapitalmarktumfelds bis Ende des Jahres 2020 abgeschlossen werden, erklärte Hensoldt. Traditionell vergehen zwischen offizieller Ankündigung und Erstnotiz rund vier Wochen, wobei in der Corona-Krise viele Unternehmen diesen Zeitplan beschleunigt haben. Insidern zufolge plant Hensoldt die Erstnotiz für den 24. oder 25. September.

INSIDER: SPRINGER NATURE VOR NÄCHSTEM ANLAUF AN DIE BÖRSE

Ende September könnte dann auch der Wissenschaftsverlag Springer Nature seinen zweiten Anlauf an die Börse nehmen, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei wolle das Unternehmen selbst rund eine Milliarde Euro durch eine Kapitalerhöhung einnehmen. Der Wissenschaftsverlag strebe eine Bewertung von rund sieben Milliarden Euro an. Ob auch der Finanzinvestor BC Partners Kasse mache und wenn ja, wie viel er platziert, sei noch nicht entscheiden. Man wolle vor allem sicher sein, dass der Sprung auf das Parkett diesmal gelingt, sagten die Insider. Deshalb sei auch noch keine Entscheidung gefallen, ob der Startschuss wirklich fällt. Springer Nature lehnte eine Stellungnahme ab.

Springer Nature hatte 2018 Börsenpläne wegen schwacher Nachfrage begraben und einen neuen Anlauf im März aufgrund der beginnenden Corona-Pandemie vertagt. Der Verlag bringt 13.000 Fachbuch-Titel jährlich auf den Markt und verlegt fast 3000 Fachzeitschriften, darunter das weltbekannte Wissenschaftsmagazin "Nature". Das Unternehmen war 2015 aus der Fusion von Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochter Macmillan Science & Education entstanden. Verleger Stefan von Holtzbrinck hält seither 53 Prozent der Anteile. Beim ersten Anlauf an die Börse 2018 hatten sie auf einen Emissionserlös von bis zu 1,6 Milliarden Euro gehofft, davon sollten 1,2 Milliarden Euro an Springer Nature selbst zum Schuldenabbau fließen. Mit dem Berliner Verlagskonzern Axel Springer ("Bild") hat Springer Nature nichts zu tun.

Begleitet wird der Hensoldt-Börsengang federführend von der Bank of America, JP Morgan, der Deutschen Bank und KKR Capital Markets.