(Im 6. Absatz, 2. Satz wurde ein Wort korrigiert: verkauften)

TOULOUSE (dpa-AFX) - Beim Flugzeugbauer Airbus sollen auch dank der verlängerten Kurzarbeitsregeln deutlich weniger als die zunächst geplanten weltweit 15 000 Jobs wegfallen. "Wir sprechen schon von ein paar Tausend Stellen", sagte Airbus-Finanzchef Dominik Asam am Donnerstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Außerdem werde der Konzern Mitarbeiter bei der Forschung an Wasserstoffantrieben und anderen Technologien einsetzen, die von den Regierungen gefördert werden.

Von den 15 000 Stellen auf der ursprünglichen Streichliste sollten rund 6000 in der Verkehrsflugzeugsparte in Deutschland wegfallen, davon 900 bei der Konzerntochter Premium Aerotec.

Mithilfe der Kurzarbeit will Asam vor allem Mitarbeiter für die Fertigung der Mittelstreckenjets der A320-Familie an Bord halten, um die Produktion möglicherweise im nächsten Jahr wieder ein Stück hochzufahren. Bei den großen Langstreckenjets wie der A350 und der A330neo werde dieses Instrument aber nicht ausreichen. Denn wie andere Branchenvertreter erwartet auch Asam, dass sich die Nachfrage nach Langstreckenflügen und damit auch der Bedarf an Großraumjets erst in einigen Jahren von der Krise erholt.

Der 51-jährige Manager, der vor anderthalb Jahren vom Chipkonzern Infineon zu Airbus gewechselt war, sieht den Luftfahrtkonzern allerdings auch für eine lange Krise gerüstet. "Wir haben über 18 Milliarden Cash auf der Bilanz." Solange der Konzern wie im dritten Quartal kein Geld mehr verbrenne, könne er die Krise praktisch unbeschränkt durchstehen. Zumal bei Airbus derzeit noch 135 Flugzeuge herumstünden, deren Kunden sie noch nicht abgeholt hätten. Sobald die Flieger ausgeliefert seien, fließe entsprechend Geld in die Airbus-Kasse.

Die Kernfrage ist für Asam jedoch: "Wie viele Schulden nehmen wir aus der Krise mit?" Derzeit habe der Konzern eine Nettoverschuldung von 0,2 Milliarden Euro. Allerdings sei Airbus mit Barmitteln von netto 12,5 Milliarden Euro in die Krise hineingegangen. Nach der Krise müsse es daher darum gehen, "diese starke Position wieder aufzubauen". Dies könne nur gelingen, wenn der Konzern auch nach dem Auslaufen der Kurzarbeit seine Kosten im Griff behalte.

Dass Airbus-Kunden trotz der Notlage der Branche bisher kaum Flugzeuge abbestellt haben, führt Asam nicht nur auf staatliche Finanzhilfen für kriselnde Airlines zurück. Denn Fluggesellschaften könnten ihre Konten bei der Entgegennahme des Flugzeugs sogar vorübergehend aufbessern, indem sie die Maschinen direkt an eine Leasinggesellschaft verkauften und zurückmieteten. Bei einem solchen Geschäft fließe einer Fluggesellschaft sogar etwas Liquidität zu.

Laut Asam geht es den Airlines selbst nicht um Stornierungen, sondern nur darum, die Maschinen ein paar Monate oder Quartale später abzunehmen. Schließlich habe Airbus Bestellungen über mehr als 7000 Flugzeuge in den Büchern und sei damit über Jahre hinweg ausgebucht. Wenn ein Kunde seine Position in der Warteschlange aufgebe, komme er erst viele Jahre später an die Reihe. "Und dann würde er natürlich Marktanteile verlieren, wenn sich der Markt wieder erholt", sagte er.

Bei einer neuen Variante des Airbus A321 kann es den Fluggesellschaften laut Asam hingegen kaum schnell genug gehen - nämlich bei der Langstreckenversion A321XLR. "Wir glauben, dass auf der Langstrecke erst kleinere Flugzeugtypen eingesetzt werden, um Strecken wieder zu eröffnen", sagte Asam.

Airbus hat die A321XLR mit Platz für bis zu 244 Passagiere und einer Reichweite von rund 8700 Kilometern erst im vergangenen Jahr vorgestellt und will sie im Jahr 2023 erstmals ausliefern. "Die Kunden, die die A321XLR bestellt haben, wollen die Maschine so schnell wie möglich haben", sagte Asam. Bisher habe Airbus Bestellungen über 450 Maschinen der Reihe in den Büchern. Bei diesen Aufträgen gebe es keine Verschiebungen.

Von einem Verkauf der deutschen Konzerntochter Premium Aerotec will Asam unterdessen erst einmal nichts wissen. "Es ist klar, dass aufgrund der Vorgeschichte immer mal wieder bei uns angeklopft wird", sagte er. Schließlich wollte Airbus die in der Gesellschaft gebündelten Werke lange Zeit verkaufen, war damit aber gescheitert. "Wir sind aber erst einmal darauf fokussiert, die Restrukturierung bei Premium Aerotec durchzuführen", sagte Asam. Dabei gelte es, mit den Sozialpartnern Lösungen zu finden./stw/mne/

--- Gespräch: Steffen Weyer, dpa-AFX ---