FRANKFURT (dpa-AFX) - Den Technologietiteln in Deutschland und Europa ist es am Dienstag an den Kragen gegangen. In die aktuellen Sorgen um noch immer zu hohe Bewertungen in der Branche mischte sich ein enttäuschender Margenausblick des österreichischen Chipherstellers AMS. Als weitere Belastung kam laut Händlern ein pessimistischer Analystenkommentar zum Waferhersteller Siltronic hinzu. Demnach haben die Analysten der Credit Suisse ihre Kaufempfehlung für das Papier gestrichen und ihr Kursziel deutlich von 190 auf 106 Euro gekappt.

Im Branchenvergleich hielten die Technologiewerte in Europa die rote Laterne: ihr Teilindex im marktbreiten Stoxx 600 verlor etwa vier Prozent. Damit setzt sich der jüngste Abschwung fort. Seit seinem Rekord Mitte Juni hat er gut 18 Prozent an Wert eingebüßt, er steht mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit September 2017. Zuvor hatte die Branche weltweit vor allem im Frühjahr einen rasanten Aufschwung erfahren. Nun zeigt sich aber, dass einige Unternehmen den hohen Erwartungen nicht gerecht werden können.

Hierzu gehört etwa der Halbleiterhersteller AMS. Das österreichische Unternehmen, das unter anderem Sensoren für das iPhone von Apple herstellt, war nach einem schwachen zweiten Jahresviertel im dritten Quartal in die Wachstumsspur zurückgekehrt. Umsatzseitig konnte das Unternehmen die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten übertrumpfen, ebenso beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit). Allerdings blieb bereits der bereinigte Reingewinn hinter den Schätzungen zurück.

Für besonders lange Gesichter sorgte die vom Unternehmen für das vierte Quartal in Aussicht gestellte weitere Margenentwicklung. Hier hatten sich die Experten einiges mehr erhofft - selbst das obere Ende der vom Unternehmen anvisierten Spanne lag noch unter den durchschnittlichen Schätzungen. Die an der Schweizer Börse notierten Papiere gerieten nach dem Quartalsbericht kräftig unter Druck und rutschten zeitweise um mehr als 30 Prozent ab.

In diesen Sog gerieten auch zahlreiche Chipwerte in der Dax-Familie: Infineon-Aktien verloren mehr als fünfeinhalb Prozent. Noch deutlicher erwischte es Aixtron mit fast acht Prozent Kursminus. Papiere von Dialog Semiconductor und auch Osram sanken um jeweils mehr als dreieinhalb Prozent. Die im Stoxx 50 gelisteten Anteile des Chipindustrieausrüsters ASML gerieten ebenfalls unter Druck und gaben fast 5 Prozent nach.

Für AMS hagelte es allerdings nicht nur negative Kommentare. UBS-Analyst David Mulholland stieß sich in einer ersten Reaktion zwar an den Zielvorgaben für die Marge im Schlussquartal und will nun seine Schätzungen überarbeiten. Barclays-Experte Andrew Gardiner jedoch sieht diese nur leicht unter seinen Erwartungen. Er begrüßte vor allem die ermutigenden Aussagen zur Kundennachfrage und hält die langfristigen Wachstumsaussichten für intakt.

Baader-Analyst Günther Hollfelder hielt trotz des schwachen Margenausblicks sein Kaufvotum für AMS aufrecht. Er rechnet allerdings damit, dass die erwartete niedrigere Profitabilität auch Auswirkungen auf das kommende Jahr haben dürfte und die Schätzungen des Marktes für 2019 nun auf den ersten Blick um 15 Prozent zurückgehen könnten./tav/tih/jha/