HAMBURG (dpa-AFX) - Der norwegische Aker-Konzern will in das deutsche Geschäft mit Windenergie auf See einsteigen. Konzentrieren will sich das Unternehmen dabei auf Windturbinen, die auf Schwimmfundamenten in tiefen Gewässern installiert werden. "Da, glauben wir, liegt die Zukunft, weil eben die Bereiche, wo Sie Fundamente noch im Boden verankern können für Windturbinen, begrenzt sind - wohingegen die Tiefwasserbereiche nahezu grenzenlos sind", sagte der Chef der neu gegründeten Aker Offshore Wind Europe, Holger Matthiesen. "Bei dem Energiebedarf, der in Zukunft erforderlich ist, ist das aus unserer Sicht der nächste große Schritt."

Matthiesen zeigte sich überzeugt, dass schwimmende Windkraftanlagen auch ein Faktor beim Zielkonflikt zwischen dem Ausbau der Windkraft auf See und dem Meeresschutz werden können. Denn Schwimmfundamente reduzierten den Flächenbedarf gegenüber den herkömmlichen, auf Monopfählen oder viereckigen Jacketfundamenten ruhenden Anlagen deutlich. Auch der Rückbau der Anlagen werde einfacher. "Sie können sogar darüber nachdenken, solche Anlagen nach einiger Zeit zu versetzen, denn Sie brauchen ja nur die Ankerketten zu lösen und können die dann schwimmend an einen anderen Standort bringen."

Aker Offshore Wind eröffnet am Montag eine Niederlassung in Hamburg und will von dort den Markt in Deutschland und ganz Kontinentaleuropa erschließen. Das im 19. Jahrhundert gegründete norwegische Unternehmen Aker hat seine Wurzeln im Schiffbau, konzentrierte sich aber seit den Ölfunden vor Norwegen in den 60er Jahren auf das Öl- und Gasgeschäft und hat den Schiffbau mittlerweile abgestoßen. Ein relativ neuer Geschäftsbereich nennt sich Aker Horizon, der sich nach Matthiesens Worten entschieden hat, Gewinne aus anderen Geschäftsbereichen in die Entwicklung nachhaltiger Technologien zu investieren.

Eine neue Tochter beschäftige sich beispielsweise mit Wasserstoff - und die 2020 gegründete Tochter Offshore Wind eben mit Windenergie auf See. "Diese Tochtergesellschaft hat sich bisher konzentriert auf Projektentwicklungen in Norwegen, hat sich auch Großbritannien angeguckt, hat was in Korea und eine Niederlassung in USA, aber noch nichts im Rest Europas", sagte Matthiesen. "Deswegen hat man sich entschlossen, jetzt in Hamburg eine Niederlassung zu eröffnen." Die Zielgebiete laut Matthiesen: Nord- und Ostsee sowie das Mittelmeer.

Der Aker-Partner Principal Power entwickele Schwimmfundamente seit mehr als zehn Jahren, sagte Matthiesen. "Es gibt bereits acht Anlagen, die mit dieser Technologie errichtet wurden, insofern haben wir indirekt das Know-how, das man da braucht." Die Anlagen stünden zum einen vor Schottland. Dort habe die bisher leistungsstärkste Offshore-Turbine eine Leistung von 8,4 Megawatt (MW). Eine andere Anlage sei vor Portugal errichtet worden. "Die hat eine kleinere Turbine, aber die ist seit 2011 im Atlantik und hat schon 17 Meter hohe Wellen gesehen und ist nach wie vor dabei, Strom zu produzieren."/kf/DP/stk