- von Alexander Hübner

Vorstandschef Oliver Bäte wäre 2019 schon mit einem stagnierenden operativen Gewinn zufrieden. Das Ziel eines Betriebsergebnisses von elf bis zwölf Milliarden Euro sei "konservativ und vorsichtig", sagte Bäte am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz in München. 2018 verhalfen vor allem Zuwächse in der Sachversicherung Europas größtem Versicherer zu einem Zuwachs von vier Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. Fast schon traditionell lag der operative Gewinn damit am oberen Ende der eigenen Prognosen. Finanzvorstand Giulio Terzariol sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Allianz müsse die Produktivität auch im laufenden Jahr steigern, um Geld für den Aufbau des Direktversicherers Allianz Direct in vier europäischen Ländern und der Gemeinschaftsfirma mit JD.com in China zu haben.

Dafür will der Italiener die Einnahmen mehr zusammenhalten als in den vergangenen Jahren. Die Allianz erhöht die Dividende zwar auf 9,00 (2017: 8,00) Euro je Aktie. Der Aktienrückkauf werde aber wahrscheinlich niedriger ausfallen als 2017 und 2018. Es werde wohl bei den angekündigten 1,5 Milliarden Euro bleiben, sagte Terzariol. "Ich würde in diesem Jahr keinen weiteren Rückkauf erwarten." Zuletzt hatte der Versicherungsriese jedes Jahr drei Milliarden Euro auf diese Weise an die Aktionäre zurückgegeben. Die Allianz-Aktie legte dennoch 1,6 Prozent zu.

Der Rest der Überschüsse, etwa eine Milliarde Euro, sei für kleinere Zukäufe reserviert, machte Terzariol klar. "Wir wollen die Flexibilität behalten für mögliche Akquisitionen. Derzeit investieren wir aber lieber in unsere Gesellschaft als extern." Mit großen Zukäufen habe er sich zuletzt nicht beschäftigt - und daran soll sich auch nichts ändern.

Vorstandschef Bäte war darauf umgeschwenkt, das Geschäft zu vereinfachen und zu digitalisieren, statt andere Versicherer zu kaufen. "Wir müssen uns konsequent konzentrieren auf das, was wir wirklich gut können", sagte er. "Der Fokus liegt eindeutig auf profitables Wachstum." Als nächstes könnte die Fusion der Kreditversicherungs-Tochter Euler Hermes mit der Großkunden-Sparte AGCS anstehen. "Da kann man noch einiges heben", sagte Bäte zu den Plänen. Von großen Sanierungsprogrammen hält der Allianz-Chef nichts. "Wir wollen so viele Arbeitsplätze erhalten wie möglich." Die Allianz beschäftigt weltweit 142.000 Menschen, 2000 mehr als vor einem Jahr. In Deutschland stagnierte die Zahl der Mitarbeiter bei 26.000.

EIGENKAPITALRENDITE: ERFÜLLT

2018 kam die Allianz auf einen Nettogewinn von 7,5 (2017: 6,8) Milliarden Euro. "Wir haben den höchsten Jahresüberschuss der letzten zehn Jahre erzielt - trotz eines sehr volatilen Marktumfelds, besonders im vierten Quartal", sagte Bäte. Der Umsatz - die Versicherungsprämien und die Gebühren der Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors - stieg 3,5 Prozent auf 130,6 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite stieg auf 13,2 Prozent, Ziel waren 13 Prozent gewesen.

Am besten lief es in der Schaden- und Unfallversicherung, die das operative Ergebnis um 13 Prozent ausbaute und fast die Hälfte zum Konzernergebnis beisteuerte. Dank Kostensenkungen und eines stärkeren Wachstums in Deutschland verbesserte sich die Schaden-Kosten-Quote genau auf die Zielmarke von 94 Prozent. In der Lebens- und Krankenversicherung und der Vermögensverwaltung litt die Allianz dagegen unter den wackligen Märkten. Bei Pimco und Allianz GI zogen die Kunden allein im vierten Quartal 30 Milliarden Euro ab. Zudem musste der Versicherer fast eine halbe Milliarde Euro auf Aktien und andere Eigenkapital-Beteiligungen abschreiben.

Das Aktienpaket am Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia, das die Allianz als Geldanlage erworben hatte, hat der Versicherer um ein Viertel abgeschrieben, wie der Finanzchef sagte: um 200 Millionen Euro. Autostrade war nach dem dem Einsturz der Brücke in Genua politisch unter Beschuss geraten. "Wir werden sicher eine Lösung finden", sagte der Italiener. Mit weiteren Abschreibungen rechne er nicht, wohl aber mit geringeren Dividenden in den nächsten Jahren.