Tausende Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Moktada al-Sadr versammelten sich am Freitag zu einem Massengebet vor dem Parlament in Bagdad. "Ihr werdet den Irak nicht brechen, solange Sadr hier ist", rief ein Iman der Menge zu. Sadr hat die Justiz aufgefordert, bis Ende nächster Woche das Parlament aufzulösen und den Weg für eine Neuwahl frei zu machen. Anderenfalls würden "die Revolutionäre einen anderen Standpunkt einnehmen", hatte Sadr erst am Mittwoch gedroht, ohne Details zu nennen. Seit Juli halten seine Anhänger das Parlament besetzt, nachdem seit der Wahl im Oktober keine Regierungsbildung gelungen ist. Es kommt immer wieder zu Protesten und Gegendemonstrationen, was die Furcht vor schweren Unruhen in dem Land nährt.

So wurde erwartet, dass im Tagesverlauf auch Iran-freundliche Gruppierungen zu Demonstrationen zusammenkommen werden. Der Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten, die im Irak die Mehrheit gegenüber den Sunniten stellen.

Sadr hat sich als Nationalist positioniert und lehnt Einmischungen des Auslands im Irak ab. Im vergangenen Oktober hatte seine Partei die Wahl gewonnen. Er zog jedoch seine Abgeordneten aus dem Parlament ab, nachdem es ihm nicht gelungen war, eine Regierung zu bilden. Er wollte eine Allianz gegen rivalisierende Parteien bilden, von denen die meisten vom Iran unterstützt werden. Der Irak ist seit der Wahl ohne Regierung.

(Bericht von Amina Ismail, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)