München (Reuters) - Höhere Preise und mehr Verträge in der Sachversicherung treiben den Gewinn von Deutschlands größtem Versicherungskonzern Allianz.

Das operative Ergebnis verbesserte sich im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 3,5 Milliarden Euro, wie die Allianz am Freitag in München mitteilte. Es übertraf damit die Prognosen von Analysten, die im Mittel bei knapp 3,3 Milliarden gelegen hatten. Vorstandschef Oliver Bäte sprach von einer "soliden finanziellen Performance". Die Allianz sei "gut positioniert, um die Auswirkungen der hohen Inflation und des wirtschaftlichen Drucks, der besonders in Europa zu spüren ist, zu bewältigen".

Der Versicherer bestätigte seine operative Gewinnprognose für das laufende Jahr von 12,4 bis 14,4 Milliarden Euro. Die Hälfte des Mittelwertes habe man nach sechs Monaten erreicht, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol. Er sei "weiterhin zuversichtlich, was unseren langfristigen Wachstumspfad angeht".

Der Umsatz der Allianz - die Summe aus Beitragseinnahmen und Fondsgebühren - stieg im zweiten Quartal um acht Prozent auf 37,1 Milliarden Euro. Den größten Zuwachs verzeichnete dabei die Schaden- und Unfall-Sparte mit einem Plus von 16 Prozent. Rund die Hälfte des währungsbereinigten Wachstums in der Sparte sei auf Preiseffekte zurückzuführen, erklärte der Versicherer. Nur im Sach-Geschäft war auch das operative Ergebnis mit 1,6 (1,4) Milliarden Euro höher als vor einem Jahr.

Die Lebensversicherung litt dagegen unter den schwankenden Märkten, die die Kapitalanlage-Margen belasteten. Der Abwärtstrend an den Finanzmärkten wirkte sich auch auf die Asset-Management-Sparte aus. Die Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors (AllianzGI) kassierten weniger Erfolgs-Provisionen. Zudem zogen die Anleger zwischen April und Juni 34 Milliarden Euro ab. Dadurch und wegen Kursverlusten schrumpfte das für Dritte verwaltete Vermögen um fast 200 Milliarden auf 1,77 Billionen Euro.

Der Skandal um Milliardenverluste von US-Investoren mit Hedgefonds der Vermögensverwaltungs-Tochter AllianzGI hatte das erste Quartal überschattet. Nachdem die Allianz 5,6 Milliarden Euro dafür zurückgestellt hat, halbierte sich der Nettogewinn nach Anteilen Dritter im ersten Halbjahr auf 2,27 (2021: 4,79) Milliarden Euro. Gut 100 Millionen Euro Belastungen fielen im zweiten Quartal noch im Zuge der Abwicklung des US-Geschäfts von AllianzGI an, die die US-Behörden verlangt hatten. Ein Großteil der Mitarbeiter dort verlieren dabei ihre Jobs.

(Bericht von Alexander Hübner; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)