FRANKFURT (dpa-AFX) - In einem Umfeld schwachen globalen Wachstums bevorzugt die Fondsgesellschaft DWS für 2024 europäische und japanische Aktien gegenüber US-Titeln. Zudem ergäben sich Chancen bei Unternehmensanleihen. Dies sagten die Experten der Fondsgesellschaft bei der Vorstellung ihres Jahresausblicks am Dienstag in Frankfurt.
Die Weltwirtschaft stehe aktuell auf einem fragilen Fundament und sollte 2024 eine Schwächephase erleben, hieß es. So dürften die USA zunächst in eine leichte Rezession abrutschen, da sich der scharfe Straffungszyklus der Notenbank Fed zur Bekämpfung der Inflation noch nicht vollständig in der Wirtschaftstätigkeit widerspiegele, sagte Johannes Müller, Head of Research der DWS.
Im Jahresverlauf jedoch sollte sich die Wirtschaft in den USA Müller zufolge leicht erholen, da die Geldpolitik inzwischen restriktiv genug sei. Weitere Zinserhöhungen seien daher nicht zu erwarten, vielmehr könnte die Fed ihre Leitzinsen im Juni 2024 das erste Mal wieder senken. Diesem Zinsschritt nach unten könnten im Jahresverlauf noch zwei weitere folgen.
Auch die Europäische Zentralbank könnte laut Müller im kommenden Jahr ihre Zinsen erstmals im Juni wieder senken und diesem Schritt dann ebenfalls noch zwei weitere im Jahr 2024 folgen lassen. Allerdings könnte die Eurozone im Gegensatz zu den USA eine Rezession vermeiden. Denn im gemeinsamen Währungsraum dürften die Löhne steigen und die Inflation weiter fallen, was den privaten Konsum stützen sollte. Auch insgesamt weise der Arbeitsmarkt in der Region keine signifikante Schwäche auf, sodass die volkswirtschaftlichen Ressourcen nicht stark unterausgelastet seien.
Vor diesem Hintergrund sind die Experten der DWS mit Blick auf den europäischen Aktienmarkt optimistischer als für die US-Börsen. US-Aktien seien recht teuer. Zudem sei der Markt hoch konzentriert.
So lieferten allein die in dem marktbreiten Index S&P 500 vertretenen, "glorreichen sieben" Technologiewerte etwa 20 Prozent des für 2024 insgesamt erwarteten Gewinnwachstums. Zu diesen Unternehmen zählt man die Google-Mutter Alphabet, den Online-Riesen Amazon, den iPhone-Konzern Apple, den Facebook-Konzern Meta, das Softwareunternehmen Microsoft, den Chipkonzern Nvidia und den Elektroautobauer Tesla. Marcus Poppe, Co-Leiter für europäische Aktien, gab zudem zu bedenken, dass diese "Glorreichen Sieben" zwar den US-Markt stützten, aber besonders hoch bewertet seien. In einem Szenario moderater Inflation und stabilen Wachstums jedoch könnten sich Anleger günstigeren Titeln zuwenden.
Darüber hinaus sind Poppe zufolge auch japanische Aktien einen Blick wert. Hier stützten die Hoffnung auf weitere strukturelle Reformen in dem Land und der schwache Yen, der den wichtigen Exportsektor antreibe. Zudem eröffne sich dadurch die Möglichkeit, über das starke Engagement japanischer Unternehmen in China indirekt von dem Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu profitieren. Der direkte Weg über Anlagen in chinesische Aktien hatte sich in diesem Jahr bislang nicht als erfolgversprechend erwiesen. Die Börsen Chinas zählen zu den wenigen Handelsplätzen weltweit, die seit Jahresbeginn gerechnet Verluste verzeichnen.
Am Anleihenmarkt sollten die erwarteten Zinssenkungen der Fed, der EZB und auch der britischen Notenbank Kursgewinne ermöglichen. Zusammen mit dem erwarteten gedämpften Wirtschaftswachstum ergebe sich ein typischerweise gutes Umfeld insbesondere für qualitativ hochwertige, auf Euro lautende Unternehmensanleihen, sagte Oliver Eichmann, leitender Zinsstratege bei der Fondsgesellschaft./la/jsl/jha/