Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum in den Jahren 2021 und 2022 angehoben, die für 2021 sogar deutlich. Gründe sind neben der größeren Sicherheit über die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe die neuen Ausgabenprogramme in einigen Ländern sowie Anzeichen dafür, dass die Volkswirtschaften besser als zuvor mit Lockdowns zurechtkommen. Die OECD erwartet für das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 einen Anstieg von 5,6 (zuvor: 4,2) Prozent und für 2022 ein Zuwachs von 4,0 (3,7) Prozent. Damit wäre das Vor-Corona-Niveau bereit Mitte 2021 erreicht.

Besonders hervorgehoben werden in dem Bericht die USA, deren Wachstumsprognosen die OECD auf satte 6,5 (3,2) bzw. 4,0 (3,5) Prozent anhob. "Der signifikante fiskalische Stimulus in den USA könnte das Wachstum zusammen mit rascheren Impfungen um über 3 Prozentpunkte erhöhen, was positive Auswirkungen für die wichtigsten Handelspartner hätte", schreibt die OECD. Sie weist zugleich darauf hin, dass die coronabedingten Unterschiede zwischen Sektoren und Regionen aufgrund von Lockdowns und Differenzen bei der Verfügbarkeit von Impfstoffen zunehmen.


  Wachstum im Euroraum weniger dynamisch als in USA 

Für den Euroraum prognostiziert die OECD BIP-Anstiege von 3,9 (3,6) und 3,8 (3,3) Prozent, wobei die Prognosen für Deutschland auf 3,0 (2,8) und 3,7 (3,3) Prozent erhöht wurden. Für Frankreich erwartet die Organisation 5,9 (6,0) und 3,8 (3,3) Prozent Wachstum und für Italien 4,1 (4,3) und 4,0 (3,29 Prozent. Besonders deutlich wurden die Wachstumsprognosen für Indien angehoben - auf 12,6 (7,9) Prozent und 5,4 (4,8) Prozent. Die Prognosen für China - 7,8 (8,0) und 4,9 (4,9) Prozent - änderten sich nicht deutlich.

Zum Jahresbeginn 2021 sieht die OECD auf Basis von Google-Daten für Australien, die USA und Japan Anzeichen für ein stabiles oder anziehendes Wirtschaftswachstum, denen Länder mit schwächerem Wachstum wie Deutschland und Großbritannien gegenüberstünden.


   Zeitweiliges Überschießen der Inflation zulassen 

"Oberste Priorität hat, alle Ressourcen zur Produktion und weltweiten Verteilung der Impfdosen einzusetzen", heißt es in dem Bericht. Ihre Fiskalpolitik sollten die Länder den Erfordernissen anpassen, die sehr akkommodierende Geldpolitik sollte beibehalten und ein gewisses Überschießen der Gesamtinflation zugelassen werden, solange die unterliegende Inflation moderat bleibt. Zwar gebe es einige von Rohstoffpreisen und Lieferengpässen ausgelöste Inflationsanstiege in Industrieländern, doch sei der Inflationsdruck dort wegen unterausgelasteter Kapazitäten und Arbeitsmärkte insgesamt noch niedrig.

Die OECD setzte sich außerdem für eine anhaltende Unterstützung von Haushalten und Unternehmen ein, und zwar vor allem in Form von Zuschüssen. Gleichzeitig brauche es Strukturreformen zur Hebung der wirtschaftlichen Dynamik.

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March 09, 2021 05:00 ET (10:00 GMT)