Lausanne (awp) - Der Energiekonzern Alpiq hat seine Beteiligung an der Alpiq Versorgungs AG (AVAG) abgestossen. Der damit erzielte Verkaufserlös übersteigt die Erwartungen der Analysten. Derweil sieht sich der Konzern mit den Verkaufsplänen der eigenen Wasserkraftwerke auf Kurs.

Alpiq veräusserte die AVAG-Beteiligung von 96,7% zu einem Preis von 312 Mio CHF an ein Konsortium, wie die Gruppe am Freitag nach Börsenschluss mitteilte. Das Konsortium setzt sich aus der EBM Netz AG, den städtischen Betrieben Olten (sbo) sowie der UBS Clean Energy Infrastructure Switzerland zusammen. Der Verkaufsvertrag wurde am 3. Juni unterzeichnet, er steht aber noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Bewilligungen.

Im Rahmen der Transaktion kauft die EBM (Genossenschaft Elektra Birseck) mit rund 67% den grössten Teil der von Alpiq gehaltenen AVAG-Beteiligung. Die sbo übernimmt rund 5% und UBS Clean Energy etwa 28% des Alpiq-Anteils. Zusammen halten die drei Konsortialpartner damit 96,7% während die restlichen 3,3% bei den 14 Konzessionsgemeinden der AVAG verbleiben.

Die neuen Eigentümer wollen zusammen mit AVAG und a.en (Aare Energie AG) auch in Zukunft eine sichere und wirtschaftliche Energieversorgung gewährleisten, wie sie in einer separaten Mitteilung am Freitag erklärten.

SCHULDEN REDUZIEREN

Alpiq hatte bereits im vergangenen November angekündigt, dass der Verkauf von AVAG geprüft werde. Mit den aus dem Verkauf frei werdenden Mitteln will Alpiq die Nettoverschuldung weiter reduzieren. Oberste Priorität habe beim Umbau der Gruppe die Sicherstellung der Kapitalmarktfähigkeit.

Der Konzern will sich aber auch - wie bekannt - von rund der Hälfte seiner Wasserkraft-Beteiligungen trennen, um weniger von den Grosshandelspreisen abhängig zu sein. Zudem würden die bereits eingeleiteten Sparmassnahmen weiter umgesetzt.

INTERESSE AN WASSERKRAFTWERKEN

Mit den Verkaufsbemühungen der eigenen Wasserkraftwerke sieht sich Alpiq auf Kurs. Das Interesse sei vorhanden, erklärte Alpiq-Sprecher Andreas Meier am Sonntag auf Anfrage der sda. Der Konzern wollte die laufenden Transaktionen aber nicht kommentieren. "Wir befinden uns mittendrin im Prozess", stellte Meier fest. Man mache daher keine Angaben zu möglichen Interessenten.

"SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" hatten vermeldet, dass bisher rund zwanzig Angebote zum Kauf eines Teils der Wasserkraftwerke bei Alpiq eingegangen seien. Aus der Deutschschweiz wurden dabei mehrere Interessenten genannt. Beschränkt sei hingegen das Interesse in der Romandie, hiess es in den Medienberichten.

In der Zwischenzeit publik geworden ist, dass die Freiburger Groupe E keine Wasserkraftwerke von Alpiq übernehmen will. Interessiert zeigten sich hingegen die Stromversorger Elektra Baselland und Elektra Birseck Münchenstein. Als mögliche Käufer gelten auch Pensionskassen. Auch die Energiekonzerne Romande Energie und BKW meldeten im April ihr Interesse an den zum Verkauf stehenden Wasserkraftwerken von Alpiq an.

Das Schweizer Wasserkraftportfolio von Alpiq besteht aus zwölf Speicherkraftwerken, einem Pumpspeicherkraftwerk sowie aus fünf Flusskraftwerken. Diese Anlagen, an denen Alpiq beteiligt oder Eigentümerin ist, befinden sich in den Kantonen Wallis, Graubünden, Waadt, Tessin und Solothurn. Es handelt sich beispielsweise um die Speicherkraftwerke Grande Dixence, Engadin, Blenio oder Hinterrhein.

AKTIE KAUM VERÄNDERT

Die Alpiq-Aktien sind am Montag zunächst mit festeren Kursen und einem Plus von rund einem Prozent in die neue Woche gestartet. Gegen 10.35 Uhr tendieren sie allerdings nur noch im Rahmen des Gesamtmarkts mit 0,2% höher auf 65,10 CHF.

Alpiq habe für die AVAG-Beteiligung einen über Erwarten hohen Preis erhalten, schreibt die ZKB. Gerüchteweise sei am Markt von einem möglichen Erlös in der Grössenordnung von mehr als 250 Mio CHF die Rede gewesen. Der tatsächlich gelöste Preis zeige, dass Assets mit zumindest teilweise regulierten Returns gesucht seien. Entscheidend für den Kursverlauf werde aber sein, wie hoch der Erlös aus dem Verkauf der Wasserkraftwerke sein wird, so der Kommentar weiter.

cf/mk