Zürich (awp) - Der umstrittene Verkauf der Swissgrid-Beteiligung von Alpiq an BKW kommt wahrscheinlich zustande. BKW hatte vom Vorverkaufsrecht Gebrauch gemacht, nachdem Alpiq die Anteile bereits an andere Unternehmen verkauft hatte. Die verschiedenen Beteiligten konnten sich nun einigen.

Am Mittwoch seien die Verträge für den Verkauf eines Swissgrid-Aktienanteils von 30,3% im Wert von rund 300 Mio CHF von Alpiq an BKW unterzeichnet worden, geht aus Mitteilungen beider Unternehmen vom Donnerstag hervor. Der Vollzug stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Swissgrid-Verwaltungsrats sowie der Einstellung der laufenden Verfahren. Alpiq erwartet den Abschluss der Transaktion im vierten Quartal 2016.

BKW wiederum wird ungefähr 4,4% der Swissgrid-Beteiligung an Sireso übertragen. Nach der Transaktion halte der Berner Konzern eine Beteiligung von knapp 37%, und Sireso vertrete die Interessen der Westschweizer Kantone, heisst es von BKW.

ALPIQ MUSS SCHULDEN ABBAUEN

Im Mai 2015 hatte Alpiq die Veräusserung ihres 50,1-%-Anteils an der Alpiq Grid Beteiligungs AG für 146 Mio CHF an Sireso angekündigt, einem Konsortium unter Federführung der Westschweizer Kantone. Dies löste statutarische und vertragliche Vorkaufsrechte aus, von welchen BKW Gebrauch machte. Der Vollzug wurde in der Folge durch verschiedene Verfahren blockiert. Es sei nun zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen, heisst es.

Ein 49,9%-Anteil der Swissgrid-Beteiligung von Alpiq über die Grid Beteiligungs AG war bereits 2015 an die IST3 Investment Stiftung verkauft worden. Auch diese Beteiligung geht nun an BKW über. Hängige Verfahren müssen allerdings noch abgeschlossen werden. Die Elektrizitätskommission ElCom habe die Vereinbarung zwischen den Parteien allerdings bereits zur Kenntnis genommen, schreibt BKW.

Alpiq kann mit dieser und in der Vergangenheit getätigten Veräusserungen den Verkauf der gesamten Beteiligung an Swissgrid abschliessen. Für alle Aktien und Darlehen, letztere ebenfalls bei der Übertragung des Übertragungsnetzes an Swissgrid erhalten, erzielte Alpiq insgesamt 557 Mio CHF, wie es am Donnerstag heisst.

Den ausstehenden Betrag von 146 Mio CHF werde man für die weitere Reduktion der Nettoverschuldung verwenden. Dies sei dringend nötig, sagte ein Alpiq-Sprecher zu AWP.

BKW HOFFT AUF SICHEREN ERTRAG

Für die BKW wiederum ist die Beteiligung an Swissgrid "von strategischer Bedeutung", lässt sich CEO Suzanne Thoma in der Mitteilung zitieren. Man erhoffe sich in diesem Bereich stabile Erträge als "Energie- und Infrastrukturdienstleisterin", was im aktuellen Marktumfeld "sehr wertvoll" sei. Derzeit hält BKW noch knapp 11% an Swissgrid. Nach der Transaktion würde BKW den Axpo-Konzern überholen, derzeit grösster Aktionär mit knapp 32%.

Axpo hatte nach eingehender Prüfung auf die Ausübung des Vorkaufsrechts für die Alpiq-Beteiligung verzichtet. Einen substantiellen Minderheitsanteil an der Hochspannungsnetzgesellschaft wolle man aber weiterhin halten, hiess es damals von Axpo.

Sireso zeigt sich am Donnerstag ebenfalls zufrieden, auch über die Möglichkeit, den Verwaltungsratssitz bei Swissgrid zu übernehmen, den Alpiq momentan innehat. Es würden sich langfristige Perspektiven eröffnen, und für die Pensionskassen ergebe sich als Sireso-Mehrheitsaktionäre eine interessante Rendite, so VRP Laurent Balsiger.

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