Die Gewerkschaft will damit erzwingen, dass die Tochter des Düsseldorfer Metro-Konzerns mit ihren 34.000 Beschäftigten wieder in den Verdi-Flächentarifvertrag zurückkehrt. Es sei "eine Schande", wenn die im Einzelhandel bereits niedrigen Gehälter weiter gedrückt würden, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Montag bei den Protesten von mehr als 3000 Real-Beschäftigten vor der Düsseldorfer Metro-Zentrale: "Das können wir nicht hinnehmen."

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil machte sich vor den Real-Beschäftigten für den Flächentarif stark: "Ich will ein Zeichen setzen gegen Tarifflucht." Er wolle die Tarifpartner des Handels insgesamt zu Gesprächen über eine Stärkung der Tarifbindung an einen Tisch bringen. Es müsse auch über die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen geredet werden - also über deren Geltung für die ganze Branche. Tarifbindung müsse gerade im Zeitalter der Digitalisierung an Gewicht gewinnen, sagte der SPD-Politiker. Online-Riesen wie Amazon machen traditionellen Handelsunternehmen zunehmend Konkurrenz. Digitalisierung dürfe nicht mit Ausbeutung verwechselt werden.

Der Handelsriese Metro hatte Real zum Verkauf gestellt. Firmenchef Olaf Koch will Metro auf das Geschäft mit den Großmärkten konzentrieren, die Real-Supermärkte haben damit keinen Platz mehr im Konzern. Er strebe dabei an, die Kette mit einem Jahresumsatz von mehr als sieben Milliarden Euro und 279 Märkten als Ganzes zu verkaufen, hatte Koch erklärt. Vor seiner Verkaufsankündigung hatte der Manager Real ein neues Tarifmodell verordnet, er will "wettbewerbsfähige Personalkosten" bei der Kette sehen.

Die mit Umsatzrückgängen und niedrigen Margen kämpfende Supermarktkette Real hatte im Frühjahr den Tarifvertrag mit Verdi gekündigt und bezahlt neue Mitarbeiter nach den für das Unternehmen deutlich günstigeren Tarifverträgen mit der Gewerkschaft DHV. Verdi antwortet mit Protesten. Koch wirft der Gewerkschaft vor, keine Bereitschaft für eine "wettbewerbsfähige Lösung" bei Real zu zeigen. Die Kette sei auch unter dem neuen Tarifmodell ein attraktiver Arbeitgeber. Seit Juni seien rund 3600 Mitarbeiter zu den neuen Konditionen eingestellt worden.

Koch selbst steht bei Metro ebenfalls unter Druck. Der tschechische Investor Daniel Kretinsky ist bei dem Konzern eingestiegen und baut seinen Anteil aus. Der in Deutschland vor allem durch Investitionen in die klimaschädliche Braunkohle bekannt gewordene Milliardär hat offen gelassen, ob er ein Übernahme-Angebot für Metro vorlegen will. Dies hänge auch davon ab, ob er einen "positiven Einfluss" auf das von Koch geleitete Metro-Management ausüben könne.

Verdi forderte erneut einen "umsichtigen Investor" für Real. "Heuschrecken würden weder Rücksicht auf eine positive Entwicklung des Unternehmens noch auf die Existenzen der Beschäftigten nehmen", sagte die im Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständige Stefanie Nutzenberger. "Wir fordern, dass wir für gute Arbeit auch in gute Hände kommen", sagte Gesamtbetriebsratschef Werner Klockhaus.