Dies gelte ab November für alle US-Angestellten, einschließlich Aushilfs- und Saisonkräfte, teilte der weltgrößte Onlinehändler am Dienstag mit. Der neue Mindestlohn kommt damit mehr als 250.000 US-Angestellten sowie über 100.000 Saison-Arbeitern zugute, die für das Feiertagsgeschäft in diesem Jahr eingestellt werden sollen. Nach wachsendem Druck von Gewerkschaften und Politikern geht Amazon damit vor Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäfts in die Offensive.

"Wir haben unseren Kritikern zugehört, gründlich darüber nachgedacht, was wir machen wollen und entschieden, dass wir die Nase vorn haben wollen", sagte Amazon-Chef Jeff Bezos, der laut Forbes der reichste Mann der Welt ist und bereits mehrfach von US-Präsident Donald Trump kritisiert wurde. "Wir sind sehr erfreut über diese Änderung und ermutigen unsere Wettbewerber und andere große Arbeitgeber sich uns anzuschließen", teilte Bezos weiter mit. Weiter kündigte Amazon an, sich nun auch für eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in den USA von derzeit 7,25 Dollar starkmachen zu wollen.

In den USA gewinnt die von den Gewerkschaften angeführte Kampagne für 15-Dollar-Mindestlohn "Fight for Fifteen" landesweit an Dynamik. Amazon ließ offen, wie hoch der gezahlte Mindestlohn bislang war. Vergangenes Jahr lag das Durchschnittsgehalt eines Angestellten des Branchenprimus bei 28.446 Dollar.

US-Einzelhändler Target hatte vergangenes Jahr den Mindestlohn auf elf Dollar pro Stunde erhöht und bis Ende 2020 ebenfalls eine Anhebung auf 15 Dollar zugesagt. Der weltgrößte Einzelhändler Walmart hatte die Untergrenze für den Stundenlohn in diesem Jahr auf elf Dollar angehoben.

Auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt es seit Jahren Kritik an der Bezahlung des Onlineriesen. Die Gewerkschaft Verdi fordert etwa für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird. Immer wieder kommt es deshalb zu Streiks.