Los Angeles (Reuters) - Der frühere Disney-Chef Bob Iger wird der Nachfolger seines Nachfolgers.

Der schwächelnde US-Unterhaltungskonzern gab am Wochenende überraschend die Abberufung des aktuellen Vorstandsvorsitzenden Bob Chapek bekannt. "Der Verwaltungsrat ist zu dem Schluss gekommen, dass Bob Iger in einer zunehmend komplexen Phase des Wandels in der Branche am besten geeignet ist, das Unternehmen durch diese entscheidende Phase zu führen", begründete Verwaltungsratschefin Susan Arnold die Entscheidung.

Iger hatte Disney bereits von 2005 bis 2020 geführt. Seit der Amtsübergabe an Chapek hat das Unternehmen aber rund ein Drittel oder knapp 85 Milliarden Dollar seines Börsenwertes eingebüßt. Größtes Sorgenkind des Medienkonzerns ist der Streamingdienst Disney+, der zwar mit steigenden Nutzer-Zahlen glänzen kann, aber hohe Verluste schreibt. Dies hatte in den vergangenen Quartalen dem Konzern die Bilanz verhagelt. Disney+ muss sich mit hohen Investitionen in Produktionen im harten Wettbewerb gegen Netflix, Amazon Prime & Co bewähren.

An der Börse löste die Rückkehr Igers Jubel aus. Der Disney-Aktie winkte mit einem vorbörslichen Plus von 9,5 Prozent der größte Tagesgewinn seit zwei Jahren. "Bob Iger verfügt nicht nur über herausragende Fähigkeiten, sondern auch über die erforderlichen Kenntnisse, um das Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten, in denen alle nur über Ausgaben und die Rezession nachdenken, zu gestalten", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Chapeks Leistung sei zwar bestenfalls mittelmäßig gewesen, kommentierte Neil Macker vom Research-Haus Morningstar. Dennoch überrasche ihn, dass Disney ihn so schnell ersetzt habe. Iger werde voraussichtlich einige von Chapeks Entscheidungen wieder zurückdrehen. Außerdem wäre er nicht überrascht, wenn Iger noch das eine oder andere Jahr an seinen aktuellen Zwei-Jahres-Vertrag dranhänge.

(Bericht von Lisa Richwine und Dawn Chmielewski; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)