Von Telis Demos

NEW YORK (Dow Jones)--Omikron mag Pläne für Reisen oder große Anschaffungen gebremst haben, aber die Aktien von Unternehmen für Zahlungsverkehr bleiben eine Wette darauf, dass diese nicht dauerhaft auf Eis gelegt wurden.

Aktien von Unternehmen, die hauptsächlich den Geldtransfer per Kreditkarte besorgen, haben sich nach der jüngsten Schwäche erholt. Jene von American Express, Capital One Financial, Fiserv, Mastercard und Visa sind alle mehr als doppelt so stark gestiegen wie der Gesamtmarkt, der im Dezember bisher rund 3 Prozent zugelegt hat.

Wie sich die neue Covid-19-Variante auf das Verbraucherverhalten auswirkt, wird sich erst in einiger Zeit genau sagen lassen. Erste Indikatoren stimmen jedoch positiv, zumindest was die Ausgaben über Kreditkarten betrifft. So sagte American Express auf einer Konferenz am vergangenen Dienstag, dass es zwar noch zu früh sei, um sich festzulegen. Aber in den letzten Tagen seien noch keine Veränderungen bei den Ausgaben aufgrund von Omikron zu beobachten gewesen.

Obwohl es normalerweise eine Reaktion bei grenzüberschreitenden Buchungen gibt, wenn Beschränkungen in Kraft treten, scheint es so zu sein, dass die Menschen bereit sind zu reisen, wann immer es geht. Dieser Trend spiegelte sich in den Kommentaren vieler Zahlungsverkehrsunternehmen wider, die vergangene Woche zu hören waren. American Express teilte mit, dass die Buchungen in seinem Reiseportal für Privatkunden im laufenden Quartal um etwa 30 Prozent über dem Niveau von 2019 lagen.


   Keine schlechte Ausgangsposition für 2022 

Natürlich hat American Express, wie die meisten großen Kreditkartenunternehmen, einen relativ wohlhabenden Kundenstamm. Trotzdem ist das auch generell keine schlechte Ausgangsposition für das Jahr 2022, in dem es eher unwahrscheinlich ist, dass neue staatliche Anreize die Kaufkraft von Familien mit niedrigem Einkommen stärken werden oder die Ersparnisse zusätzlich wachsen lassen. Laut einer aktuellen Analyse von Bankdaten durch das JPMorgan Chase Institute verfügten Familien mit hohem Einkommen im September über rund 40 Prozent mehr Barmittel als zwei Jahre zuvor.

Kurz vor dem Aufkommen von Omikron sah es gut aus, vor allem bei der Art von Ausgaben für nicht lebensnotwendige Dinge. Diese werden häufig mittels Kreditkarten getätigt. Der Index von Visa für die Ausgabendynamik in den USA hat sich im November den zweiten Monat in Folge beschleunigt, was darauf hindeutet, dass mehr Verbraucher mehr ausgeben als noch vor einem Jahr. Dies ist auf einen Anstieg der diskretionären Käufe zurückzuführen, auch wenn der Index für nicht diskretionäre Käufe zurückging. Unter diskretionären Käufen versteht man nicht lebensnotwendige Käufe aus dem freien Budget nach Abzug der fixen Ausgaben und notwenigen Aufwendungen.

Andere Kartenunternehmen meldeten ebenfalls starke Trends, wie zum Beispiel Synchrony Financial, das letzte Woche mitteilte, dass es gerade drei seiner besten Wochenenden bezüglich des Kaufvolumens während der letzten zwei Jahre erlebt hatte. Rückblickend war sogar die spezifische Auswirkung der Delta-Variante auf die Ausgaben nicht eindeutig, weil die Ausbreitung der Delta-Variante im Sommer etwa in die Zeit fiel, als die staatlichen Konjunkturmaßnahmen nachließen. Rückgänge waren vor allem bei Reisen und im Restaurant-Geschäft zu verzeichnen. Es ist unklar, ob sich dies wiederholen wird, zumindest was die Einstellung der Verbraucher betrifft.

Ein Indikator ist eine Umfrage der Analysten von Autonomous Research unter Verbrauchern in den USA und Großbritannien, die am 30. November und 1. Dezember durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich ein Unterschied zwischen den Reaktionen auf Omikron und auf Delta: Bei der jüngsten Umfrage stornierten acht Prozent der Befragten eine Reise, während es bei der Umfrage im August und September noch 35 Prozent waren.

All dies deutet darauf hin, dass die Kreditkartenausgaben für teure Anschaffungen oder Reisen unter den richtigen Umständen stark ansteigen können. Zwar hängt noch viel von Unsicherheiten durch Covid-19 und Reisebeschränkungen ab, aber die jüngsten Kursbewegungen bei den Aktien zeigen, dass Anleger jetzt profitieren wollen und nicht erst dann, wenn die Fakten offiziell auf dem Tisch liegen.

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December 13, 2021 04:01 ET (09:01 GMT)