FRANKFURT/MÜNCHEN (awp international) - Im Bieterrennen um den Lichtkonzern Osram hat sich der österreichische Halbleiterhersteller AMS weitere Anteile gesichert - ist aber kurz vor Ablauf der Frist noch ein gutes Stück vom Ziel entfernt. AMS hält bereits direkt knapp 20 Prozent der Osram-Aktien, wie das Unternehmen am späten Dienstnachmittag mitteilte. Am Mittag hatte eine Sprecherin gesagt, dass über die Offerte bisher weitere 10 Prozent angeboten worden sind. Damit fehlen aber noch etwas mehr als 30 Prozent der Anteile, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen.

In der Mitteilung mit der Bekanntgabe des leicht erhöhten Direktanteils äusserte sich AMS nicht zu der Zahl der inzwischen angebotenen Aktien. Dort hiess es lediglich, dass noch bedeutende zusätzliche Annahmen erforderlich seien, um die Mindestannahmeschwelle zu erreichen. Andernfalls werde die Offerte, die noch bis Mitternacht läuft, scheitern. "Alle verbleibenden Osram-Aktionäre sind daher aufgefordert, ihre Aktien heute einzureichen, um von diesem überlegenen Angebot zu profitieren", hiess es in der Mitteilung.

Gleichzeitig geben sich die mitbietenden Finanzinvestoren Advent und Bain laut einem Pressebericht nach der jüngst erhöhten Offerte der Österreicher geschlagen. Das neu formierte Investorenduo verzichte auf Gegenmassnahmen, berichtete die "Börsen-Zeitung" am Dienstag ohne Quellenangabe.

Osram-Anleger reagierten am Dienstag entsprechend verunsichert. Ein Händler verwies am Morgen auf das Risiko für den Kurs, sollte die Übernahme scheitern. Die Aktie dämmte ihre Verluste am frühen Nachmittag zwar etwas ein, lag aber immer noch knapp ein Prozent im Minus. Mit 39,97 Euro kostete das Papier weniger als die von AMS zuletzt angebotenen 41 Euro, mit denen sich der Gesamtkaufpreis auf über 3,9 Milliarden Euro belaufen würde.

Vor der Erhöhung Ende vergangener Woche hatte AMS noch 38,50 Euro geboten. Bain und sein Kooperationspartner Advent hatten ihrerseits zwar angekündigt, dies deutlich zu überbieten, haben aber bislang keinen neuen Preis genannt. Das ursprüngliche Angebot von 35 Euro je Aktie, das Bain zusammen mit dem Finanzinvestor Carlyle unterbreitet hatte, wurde somit inzwischen von AMS übertrumpft.

Der bisherige Bain-Partner Carlyle will sich nicht an einer weiteren Erhöhung des Angebots beteiligen. Und mit Blick auf die rund zweiwöchige Prüfungsdauer durch die Bafin könnten Bain und Advent ein verbindliches Angebot ohnehin nicht mehr rechtzeitig vorlegen, sondern nur noch ankündigen, hiess es in der "Börsen-Zeitung".

Die Aktie von AMS legte zuletzt um knapp 1 Prozent zu. Die Österreicher wollen mindestens 62,5 Prozent der Osram-Anteile haben. Diese Schwelle hatte sich AMS selbst gesetzt. Medienberichten zufolge ist der zweitgrösste Osram-Aktionär, die Allianz-Tochter AGI (Allianz Global Investors), zum Verkauf des eigenen 9-Prozent-Anteils bereit. AGI wollte die Berichte nicht kommentieren.

Dass AMS die Schwelle erreicht, ist jedoch nicht sicher. Im Osram-Management gibt es Bedenken, ob AMS die Übernahme finanziell und organisatorisch stemmen kann. Vorstandschef Olaf Berlien und Aufsichtsratschef Peter Bauer hatten gesagt, sie würden ihre eigenen Aktien nicht an AMS verkaufen.

Der Bieterkampf hatte der Aktie in den vergangenen Wochen wieder etwas Schwung verliehen und den leidgeprüften Aktionären damit neue Hoffnung gemacht. Im vergangenen Jahr hatte sich der Börsenwert von Osram bis in den Sommer in etwa gedrittelt: Mit knapp unter 25 Euro waren die Aktien auf ein Tief seit sechs Jahren gefallen.

Die meisten grossen Investoren warten allerdings bis zum letzten Moment, ehe sie sich entscheiden. Das AMS-Angebot läuft am Dienstag um Mitternacht aus. Die Banken, die die Aktiendepots verwalten, haben 48 Stunden Zeit, um die Ergebnisse zu übermitteln, wie eine Sprecherin von AMS sagte. Wegen des bevorstehenden Feiertags in Deutschland am Donnerstag könnte sogar erst am Freitag feststehen, ob AMS sich durchgesetzt hat./kro/tih/zb/he