Unterpremstätten/AT (awp) - AMS verstärkt sich mit dem Kauf des Optik-Sensor-Herstellers Heptagon. Die Akquisition habe "transformativen Charakter" und eröffne Wachstumschancen und Synergien, hiess es. Die zusammen mit der Akquisition bekannt gegebenen Quartalsergebnisse sowie der gedämpft ausgefallene Ausblick setzen die Aktien des Chipherstellers stark unter Druck.

Mit dem Kauf hat das Unternehmen grosse Pläne. "Wir schaffen mit dem Zusammenschluss von Heptagon und AMS einen Anbieter von Komplettlösungen für optische Sensoren, und uns bieten sich dadurch grosse Wachstumschancen", erklärte CEO Alexander Everke an einer Telefonkonferenz am Dienstag. Dabei geht er bis 2019 von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum (CAGR) von 30% aus, während die EBIT-Marge anschliessend in den Bereich von 30% ansteigen soll.

Heptagon habe derzeit eine laufende Umsatzgrössenordnung auf 12 Monats-Basis (run rate) von 90 Mio USD. Aufgrund der derzeitigen Unterauslastung der Produktionskapazität sei die operative Profitabilität negativ. Der Sitz und die Produktion von Heptagon befinden sich in Singapur, während das F&E-Zentrum in Rüschlikon, Schweiz, angesiedelt ist.

Der Kaufpreis unterteilt sich in eine Vorabzahlung in Bar und Aktien von 570 Mio USD sowie eine Besserungsvereinbarung mit einem potentiellen maximalen Umfang von weiteren 285 Mio. Der Baranteil beträgt 64 Mio USD, der aus bestehenden Finanzmitteln bestritten werde. Zudem ist eine Kapitalerhöhung im Umfang von 15% der ausstehenden Aktien aus bestehendem genehmigten Kapital und gehaltenen Aktien geplant, schreibt AMS.

Die derzeitigen Anteilseigner von Heptagon würden nach der Transaktion knapp 20% an AMS halten und der Abschluss wird abhängig von bestimmten Genehmigungen innerhalb der kommenden drei Monate erwartet. Die Besserungsvereinbarung laufe über das Jahr 2017 hinweg.

BEDEUTENDES UMSATZWACHSTUM ERWARTET

Heptagon erwartet aufgrund von bestehenden Vereinbarungen mit Kunden ein bedeutendes Umsatzwachstum in den kommenden Jahren ab der Jahresmitte 2017, heisst es weiter. Dafür sei bereits mit einem umfangreichen Ausbau der Produktionskapazität in Singapur begonnen worden. Das Investitionsvolumen hierfür wird auf mehr als 250 Mio USD in 2016 und 2017 beziffert.

Die Expansion basiere auf bestehenden Vereinbarung mit einem Kunden und werde vollständig aus bestehenden Barmitteln des Unternehmens finanziert. Dementsprechend sei keine Finanzierung seitens AMS notwendig. Heptagon soll vollständig in die bestehende Organisation von AMS integriert werden.

UMSATZRÜCKGANG IM DRITTEN QUARTAL

Zudem hat AMS auch die Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Umsatz und EBIT sind hinter den entsprechenden Vorjahreswerten zurückgeblieben. Der Umsatz schrumpfte um 4% auf 146,7 Mio EUR. Die Bruttogewinnmarge gemäss IFRS sank auf 53% (VJ 54%) und das operative Ergebnis (EBIT) um 27% auf 28,9 Mio (vor akquisitionsbedingtem Aufwand) resp. 49,7 Mio EUR (einschliesslich des akquisitionsbedingten Aufwands). Darin ist ein Ergebnis aus der Veräusserung des Wireless-Geschäfts in Höhe von 29,7 Mio enthalten.

Der Ertrag schlug auch auf den Nettogewinn durch und unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 55,9 Mio EUR verglichen mit 34,0 Mio im Vorjahreszeitraum.

NIEDRIGERE OPERATIVE MARGE ERWARTET

Für das vierte Quartal 2016 erwartet das österreichische Unternehmen, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, einen Umsatz zwischen 127 bis 134 Mio EUR. Ein kundenspezifischer Effekt, eine schwache Produktionsausbeute einer Produktlinie sowie Endmarkteinflüsse im Nicht-Consumer-Geschäft würden das Geschäft belasten, sagte CEO Everke. Daher werde sich die EBIT-Marge im Bereich von 11 bis 13% bewegen. Zuvor wurde eine Spanne von 12 bis 14% genannt.

Einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung im vierten Quartal, werde der Verlust eines grösseren Kundenauftrags haben. In Analystenkreisen wird vermutet, dass es sich dabei um den Mobiltelefonhersteller Samsung handeln könnte. Bei den weiteren Kunden im Consumer-Geschäft entwickle sich das Geschäft hingegen entsprechend der Erwartungen. In den kommenden Quartalen dürfte das Wachstum aus diesen und neuen Kundenbeziehungen den zuletzt erlittenen Auftragsverlust mit einem Grosskunden auffangen.

Die Analysten werten den Ausblick als eine Gewinnwarnung. Dem Kauf von Heptagon wird auf längere Sicht gutes Potenzial eingeräumt, kurzfristig trage dies jedoch zu den Unsicherheiten bei. Zudem wird der Kaufpreis als hoch angesehen. Eine Reihe von Analysten haben ihre Bewertungen zunächst einmal gesenkt und die Aktie verliert am Dienstagmittag mit -14% auf 26 CHF deutlich. Zeitweise ging es mit AMS um bis zu 24% hinab.

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