Premstätten (awp) - Der österreichische Chiphersteller AMS hat einen möglichen Kauf des deutschen Unternehmens Osram quasi über Nacht wieder abgeblasen. Die milliardenschwere Übernahme des Leuchtmittelherstellers aus München wäre laut Analysten nur schwer zu stemmen gewesen.

Nur wenige Stunden nachdem überhaupt bekannt wurde, dass der Chiphersteller AMS ein Interesse an dem deutschen Lichtkonzern Osram hat, war eine mögliche Übernahme auch schon wieder vom Tisch. AMS wäre bereit gewesen, 3,7 Milliarden Euro für Osram auf den Tisch zu legen.

Die Absage von AMS am Dienstagmorgen folgte auf dem Fuss. Gemäss AMS habe es nach den der jüngsten Entwicklungen "keine ausreichende Basis" für weitere Gespräche mit Osram gegeben. Erst am Vorabend hatte Osram die "unverbindliche Interessenbekundung" der Österreicher für eine Übernahme bekanntgemacht.

Mit der Offerte überbot AMS die bereits als sichere Käufer gehandelten US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle um mehr als 300 Millionen Euro. Die Offerte der Investoren aus Übersee hatte vor wenigen Tagen die Empfehlung des Osram-Managements erhalten.

Ewiger Übernahmekandidat

Osram ist seit Jahren immer wieder Ziel von Übernahmespekulationen und besitzt ein breit gestreutes Aktionariat ohne grossen Ankeraktionär. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet das seit 2013 vom Technologiekonzern Siemens abgespaltene Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von 11 bis 14 Prozent. Osram produziert mittlerweile hauptsächlich LEDs und Optoelektronik.

Über die Motivation von AMS, ein Angebot für Osram zu machen, kann nur spekuliert werden. Zu den Kunden von Osram gehören etwa Autohersteller und Smartphone-Hersteller. In diesem Bereich hätten sicherlich Synergien mit AMS bestanden. Das an der Schweizer Börse SIX kotierte Unternehmen zählt beispielsweise den iPhone-Hersteller Apple zu seinen wichtigsten Kunden.

Aktien tiefer

AMS selbst hält sich zu den Bewegründen einer Osram eher bedeckt. Man prüfe im Rahmen einer technologieorientierten Strategie laufend "potenzielle Gelegenheiten" zur Weiterentwicklung des Unternehmens, hiess es dazu. Jegliche Übernahmen müssten aber "strategisch überzeugend und nachweislich wertsteigernd sein", so die Mitteilung vom Dienstag.

An der Börse fanden die Nachrichten zunächst wenig Gefallen. Zeitweise waren die AMS-Aktien in einem insgesamt eher freundlichen Markt die grössten Verlierer unter den Blue Chips. Bis Handelsschluss machten sie ihre Verluste jedoch wieder wett und schlossen 0,1 Prozent im Plus bei 41,40 Franken. Seit Jahresbeginn steht bei den Aktien des Sensorenherstellers immer noch ein Plus von rund drei Viertel zu Buche.

Aus Analystenkreisen ist zu vernehmen, dass es durchaus Synergieeffekte gegeben hätte, die Finanzierung aber die Bilanz kurzfristig stark belastet hätte, sagte etwa der zuständige ZKB-Analyst Andreas Müller gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Übernahme wäre zwar "ein schwerer Brocken" geworden, aber sich Osram zumindest anzuschauen sei durchaus legitim.

Auch ein möglicher Verkauf an Bain und Carlyle gilt nur als stemmbar, weil Osram weniger als halb so viel wert ist wie noch Anfang 2018.

Analysten von Barclays zeigten sich derweil erfreut, dass AMS seine Pläne auf Eis gelegt hat. Man sei vom Interesse des Chipherstellers an Osram überrascht worden. Zwar biete Osram sicher einige attraktive Technologien, etwa im Bereich LED, aber das Unternehmen schleppe auch einige Altlasten mit sich, die gerade im aktuellen Konjunkturzyklus eher für Probleme sorgen würden.

sta/ra