FRANKFURT (awp international) - Das bekräftigte Übernahme-Vorhaben von AMS für Osram hat am Freitag die Aktien des deutschen Lichtspezialisten in eine Erholung katapultiert. Am Markt wird das Vorhaben der Österreicher jedoch weiterhin mit Vorbehalten gesehen.

Im etwas stabilisierten Gesamtmarkt sprangen die Osram-Papiere gegen Mittag um 29 Prozent auf 28,65 Euro hoch. Damit machten sie einen guten Teil ihrer Verluste im Zuge der Panik über die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise wieder wett. Insgesamt hatten sie seit Februar bis zum gestrigen Krisentief 57 Prozent eingebüsst und damit deutlich mehr als der Durchschnitt der 60 MDax-Werte. Die Anteile von AMS gewannen am Freitag in Zürich zugleich nur 0,6 Prozent auf 9,34 Franken. Sie hatten im selben Zeitraum mehr als 75 Prozent eingebüsst.

"AMS versucht eine zuversichtliche Botschaft auszusenden", kommentierte ein Händler mit Blick auf die aktuellen Aussagen. Der österreichische Sensorhersteller hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, trotz des Kursverfalls seiner Aktien an den Übernahme-Plänen festhalten und die Transaktion im zweiten Quartal abschliessen zu wollen.

Der Börsianer blieb aber skeptisch: "Die Erinnerung von AMS, die angelaufene Kapitalerhöhung sei durch die Banken vollständig garantiert, und die Akquisition durch einen Überbrückungskredit vom Bankenkonsortium finanziert, beantwortet eine zentrale Frage nicht: Haben die Banken eine Rückzugsoption?" Er sieht daher zwar die Osram-Aktie momentan gestützt, allerdings gebe es wenig neue Fakten. "Die Übernahme bleibt ein Risiko, und es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass das Geschäft von Osram aktuell schwach ist. Etwa 75 Prozent der europäischen Autoherstellung liegt vorübergehend still."

Ein Analyst verwies ebenfalls auf die hohe Abhängigkeit Osrams vom Autosektor, der wegen der Viruskrise stark von Werksschliessungen betroffen ist. "Zu 60 bis 70 Prozent ist Osram vom Endmarkt der Autobranche abhängig", hob er hervor. Nach den 2019 mehrfach nach unten revidierten Zielen des Unternehmens sehe es 2020 daher wohl kaum besser aus. "Und AMS versucht, dieses problembehaftete Unternehmen zu kaufen", konstatiert er ebenfalls mit Vorbehalten. Dabei verwies er auch darauf, dass die Übernahme zwar seitens der Wettbewerbsbehörden wohl problemlos über die Bühne gehen dürfte. Vom Finanzierungsstandpunkt aus betrachtet, sieht er jedoch Probleme.

"Die Kapitalerhöhung läuft noch bis Ende März. Zugleich fiel die AMS-Aktie am Montag zeitweise unter den Preis von 9,20 Franken für die Bezugsrechte der neuen Aktien. Da stellt man sich die Frage, warum Investoren von AMS an der Bezugsrechtsemission teilnehmen sollten, wenn sie die Aktien am freien Markt günstiger haben können", sagte der Analyst.

Auch er sieht weiterhin die Gefahr eines Scheiterns. "Gemäss dem Verkaufsprospekt gibt es eine gewisse Flexibilität in der Konsortialvereinbarung. Eine Klausel, wodurch die Banken die Bezugsrechtsemission scheitern lassen könnten." Zwar gebe es dann noch die Möglichkeit einer Brückenfinanzierung für die Übernahme, doch dürfte diese den Verschuldungsgrad von AMS deutlich stärker als beabsichtigt steigen lassen."/ck/ag/stk