MÜNCHEN/PREMSTÄTTEN (dpa-AFX) - Der österreichische Sensorspezialist AMS startet einen neuen Anlauf zur milliardenschweren Übernahme des Lichtkonzerns Osram. Das Gebot solle wie die gescheiterte Offerte bei 41 Euro je Aktie liegen, teilten Osram und AMS am Freitag mit. AMS will sich diesmal damit zufriedengeben, mindestens 55 Prozent der Osram-Anteile zu erhalten. Der erste Anlauf war vor wenigen Tagen daran gescheitert, dass die Österreicher die selbst gesetzte Mindestschwelle von 62,5 Prozent der Anteile verfehlten.

Der Kurs der Osram-Aktie sprang nach den Nachrichten am späten Nachmittag nach oben, zum Handelsschluss lag er mit 3,03 Prozent im Plus bei 40,15 Euro. Das AMS-Papier, das nach Gerüchten über eine neue Offerte bereits am Morgen an Wert verloren hatte, ging hingegen mit einem Minus von 4,85 Prozent auf 42,75 Euro aus dem Handel.

"Wir haben in den vergangenen Tagen konstruktive Gespräche mit AMS über die Rahmenbedingungen für ein neues Übernahmeangebot geführt", sagte Osram-Chef Olaf Berlien. Der Vorstand sei zuversichtlich, dass sich beide Seiten auf ein zukunftsfähiges strategisches Konzept verständigen werden.

Die zunächst konkurrierenden Kaufinteressenten, die Finanzinvestoren Advent und Bain, sähen hingegen derzeit von einem Übernahmeangebot ab, hieß es. Die Finanzinvestoren hatten bereits Einblick in die Bücher des Lichtkonzerns genommen. Dieser Prozess werde nun nicht fortgeführt.

Die AMS-Offerte bewertet Osram insgesamt mit rund 4,6 Milliarden Euro. AMS besitzt bereits knapp 20 Prozent der Anteile. Beim ersten Übernahmeversuch hatte der Konzern aber nur 51,6 Prozent der Aktien auf sich vereinen können, sodass die Offerte scheiterte. AMS hatte mit 41 Euro je Aktie das bereits in Aussicht gestellte Übernahmeangebot von Advent und Bain überboten.

Das nun angekündigte neue Angebot soll nach der erhofften Zustimmung der deutschen Finanzaufsicht Bafin spätestens Ende Oktober beginnen. AMS geht davon aus, dass die Übernahme in der ersten Hälfte des Jahres 2020 abgeschlossen wird.

Nach Ansicht der Osram-Führung könnte die Konzernsparte Opto Semiconductors von einem Zusammenschluss mit AMS profitieren. Die erwarteten Vorteile lägen etwa bei der Entwicklung neuer Sensorik- und Photonik-Lösungen und der Nutzung der vorhandenen Kundenzugänge, hieß es.

"Wir sind überzeugt, dass unser Angebot erfolgreich sein wird", sagte AMS-Chef Alexander Everke. Die strategische Logik, einen weltweit führenden Anbieter von Sensorlösungen und Photonik mit starken europäischen Wurzeln zu schaffen, sei unverändert.

Everke sprach von konstruktiven Gesprächen mit Osram, um die bestehende Kooperationsvereinbarung mit Osram zu aktualisieren. Dabei baue man auf den verbindlichen Verpflichtungen zum Schutz der Osram-Mitarbeiter und Produktionsstandorte in Deutschland auf. So sollen die Standorte mindestens drei Jahre lang weitergeführt werden. Zudem sollen Arbeitsplätze in der Fertigung und Entwicklung in Deutschland entstehen. München soll zweiter Hauptsitz der fusionierten Gruppe werden.

AMS verspricht sich von dem Zusammenschluss unter anderem jährliche Kostensynergien von 240 Millionen Euro. Dafür würden zunächst aber Integrationskosten von rund 400 Millionen Euro fällig.

Um den Kaufpreis für Osram zu stemmen, wollen die Österreicher neue Aktien im Umfang von 1,6 Milliarden Euro ausgeben und den Rest durch Kredite finanzieren. Schon jetzt sei die Offerte durch eine Brückenfinanzierung dreier Banken in Höhe von 4,4 Milliarden Euro gesichert. Die AMS-Führung erwartet, die entstehende hohe Verschuldung durch die laufenden Geschäfte schnell abzubauen./stw/he