Unterpremstätten (awp) - AMS Osram ist im Schlussquartal 2022 weiter kräftig im Gegenwind gestanden: Umsatz und Betriebsgewinn sind im vierten Quartal geschrumpft. Unter dem Strich steht ein Riesenverlust. Und die Aussichten sind trübe.

Grund dafür sind eine nachlassende Konjunktur, ein schwacher Smartphone-Markt, der lahmende Autosektor sowie die Auswirkungen der Coronapolitik in China, wie der Sensoren- und Leuchtenhersteller am Dienstag in einem Communiqué bekannt gab. Insgesamt sank der Umsatz um 4 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro. Dabei spielten Verkäufe von Geschäften eine Rolle. Die bereinigte Bruttogewinnmarge sank auf 28,5 Prozent nach 33,4 Prozent vor einem Jahr.

Der bereinigte Betriebsgewinn fiel um 27 Prozent auf 86 Millionen Euro. Die bereinigte EBIT-Marge des an der Schweizer Börse kotierten Unternehmens schrumpfte auf 7,3 Prozent von 9,6 Prozent im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn sackte um 75 Prozent auf 29 Millionen Euro ab.

Analysten hatten etwas mehr Umsatz und bereinigten Betriebsgewinn erwartet. Die bereinigte operative Marge fiel indes etwas besser aus als prognostiziert.

In den Zahlen sind Aufwendungen für Akquisitionen und Verkäufe, Transformationskosten und Kosten für die aktienbasierte Vergütung nicht enthalten. Ebenfalls nicht enthalten sind das Ergebnis aus Beteiligungen an assoziierten Unternehmen und aus dem Verkauf eines Geschäfts.

Happiger Verlust

Werden diese berücksichtigt hat AMS Osram einen Betriebsverlust (EBIT) von 90 Millionen Euro erlitten nach einem Betriebsgewinn von 167 Millionen im Vorjahr.

Unter dem Strich summierte sich der Verlust auf 147 Millionen Euro nach einem Gewinn von 168 Millionen vor einem Jahr. Auf eine Dividende verzichtet der Konzern erneut, "um sich auf die Stärkung seiner Geschäftsposition im Jahr 2023 zu konzentrieren", wie es hiess.

Trübe Aussichten

Und die Aussichten sehen trübe aus. Für das erste Quartal 2023 sieht AMS Osram eine geschwächte Nachfrage in wichtigen Märkten. So sei die Nachfrage in den Automärkten gebremst, während die Lagerbestandsanpassungen gewisse Anzeichen einer Stabilisierung zeigen würden. Zugleich werde das Consumer- und Industrie-Geschäft des Unternehmens beeinträchtigt durch schwache Volumina bei Smartphones, negativen Konjunktureinflüssen und der Coronakrise in China.

Nun werde ein Gruppenumsatz von 900 Millionen bis 1 Milliarde Euro und eine bereinigte operative (EBIT) Marge von 4 bis 7 Prozent im ersten Quartal erwartet. Die Produktions- und Liefervolumina dürften im Startquartal schrumpfen, hiess es.

Ausserdem sei die Entwicklung der Wechselkurse ungünstig und hinzu komme ein Umsatzverlust von rund 15 Millionen Euro durch einen Brand bei einem Zulieferer. Rund 80 Millionen Euro Umsatz fallen durch Verkäufe von Geschäftsbereichen im ersten Quartal 2023 weg.

"Wir sehen derzeit Merkmale einer Marktkorrektur und erwarten, dass die derzeitige Konjunktur- und Branchensituation im ersten Halbjahr 2023 anhalten wird", erklärte Noch-Konzernchef Alexander Everke, der am 31. März seinen Posten räumt. Unter der Annahme, dass sich die Nachfrage am Ende des ersten Halbjahrs erholen werde, insbesondere in China und Europa, erwarte AMS Osram derzeit eine bessere Geschäftslage im zweiten Halbjahr 2023 als im ersten.

Mittelfristziele nur am unteren Rand erwartet

Mit Blick auf die weitere Zukunft erwartet AMS Osram, seine mittelfristigen Finanzziele für 2024 innerhalb der unteren Hälfte der Erwartungsspanne für Umsatz und EBIT-Marge zu erreichen. Dabei hatte der Konzern erst bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal die Mittelfristziele bis 2024 gestutzt.

Das Unternehmen erwartete damals aufgrund der trüberen konjunkturellen Aussichten und der Inflation einen Umsatz von 4,7 Milliarden Euro mit einer Schwankungsbreite von plus/minus 300 Millionen. Zuvor waren es noch 4,9 Milliarden Euro gewesen. Die EBIT-Marge soll bei 13 Prozent plus/minus 100 Basispunkte zu liegen kommen, nachdem das Ziel davor auf "über 15 Prozent" gelautet hatte. Nun geht AMS vom unteren Rand der Spannen aus.

Nachfolger des Ende März zurücktretenden Everke wird Aldo Kamper, der sein Amt am 1. April antreten wird, wie es hiess. Kamper ist seit 2018 Konzernchef des deutschen Autozulieferers Leoni. Mit ihm kehrt ein Urgestein zurück: Kamper war insgesamt 15 Jahre bei Osram - zuletzt als Leiter der Geschäftseinheit Opto Semiconductors.

jb/cf