Die DWS werde "eine aktive Rolle spielen und aktiv Chancen auch für anorganisches Wachstum ergreifen - wenn sie sich uns bieten", sagte Vorstandschef Asoka Wöhrmann am Mittwoch auf der ersten Hauptversammlung des Unternehmens in Frankfurt. Die Aktionäre, von denen rund 260 den Weg ins Kongresszentrum der Mainmetropole gefunden hatten, sparten angesichts mauer Gewinnaussichten nicht mit Kritik.

Die DWS war im März 2018 an die Börse gegangen. Rund vier Fünftel der Anteile gehören immer noch der Deutschen Bank, die nach eigenem Bekunden langfristig beteiligt bleiben möchte. Wer als Anleger der ersten Stunde eingestiegen ist, hat mit der DWS-Aktie bislang Geld verloren: Einst mit 32,55 Euro in den Handel gestartet, kostet das Papier aktuell noch 31 Euro.

Wöhrmann, der intern als beliebt gilt und dessen Rückkehr von der Muttergesellschaft von vielen Mitarbeitern goutiert wurde, musste sich einiges an Kritik anhören: Das Wachstum sei mau, es fehle an Ideen und die DWS habe keine echte Zukunftsvision, erklärte etwa Andreas Schmidt von der Schutzvereinigung der Kapitalanleger. Auch Aljoscha Sturmfels von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bemängelte: "Es überwiegt das Gefühl der vertanen Chancen. Quo vadis, DWS?" Das traditionsreiche Fondshaus dürfe nicht als Juniorpartner bei einer Fusion enden.

Der DWS-Chef räumte ein, dass sein Haus 2018 nicht überzeugen konnte. "Es war aber auch - ganz klar - ein Jahr mit zunehmendem Gegenwind für die gesamte Branche", sagte er. Unsicherheit und geopolitische Spannungen hätten zugenommen und die globalen Finanzmärkte belastet. Im zweiten Halbjahr hätten dann auch noch die Schwankungen an den Börsen deutlich zugenommen. Vor allem deshalb habe die DWS "empfindliche" Mittelabflüsse hinnehmen müssen.

WER MIT WEM?

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will die DWS in die Riege der zehn größten Vermögensverwalter der Welt hieven. Aus eigener Kraft ist das allerdings nicht machbar: Um in die Top 10 aufzusteigen, müssten die Frankfurter ihr verwaltetes Vermögen auf rund 1,4 Billionen Euro verdoppeln. Möglich wäre das durch ein Zusammengehen mit dem Fondsgeschäft der Schweizer UBS. Gespräche darüber gibt es. Allerdings laufen sie Insidern zufolge schleppend, weil sich beiden Seiten darüber streiten, wer in dem fusionierten Haus am Ende das Sagen hätte. Der einzige Interessent ist die UBS ohnehin nicht. Auch die französische Amundi hat ein Auge auf die DWS geworfen.

Hintergrund des Fusionsfiebers in der Branche ist der wachsende Kostendruck und der harte Preiswettbewerb. Bei sinkenden Margen und hohem Investitionsbedarf lassen sich die Gewinne nur steigern, wenn die verwalteten Vermögen wachsen. Die DWS strebt mittelfristig einen Nettomittel-Zufluss von durchschnittlich drei bis fünf Prozent an, wie Wöhrmann auf der Hauptversammlung bekräftigte. Zugleich sollen die Kosten weiter sinken. Einem Euro an Einnahmen sollen maximal 65 Cent an Ausgaben gegenüberstehen. "Das wird künftig höchste Priorität haben."