Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Der Budweiser-Besitzer AB Inbev könnte noch in diesem Jahr einen erheblichen Kater auszustehen haben. Und das hat mit den wegen Covid-19 geschlossenen Bars erschreckend wenig zu tun.

Die Großaktionäre von Anheuser-Busch AB Inbev, zu der auch Marken wie Stella Artois und Beck's gehören, können ihre Anteile nämlich bald versilbern. In einem idealen Szenario wäre der Bierbrauer in der Lage, einen Teil der dann überschüssigen Aktien durch Aufkäufe zu neutralisieren, aber die hohe Verschuldung schränkt solche Möglichkeiten ein.

Zuletzt berichtete der weltgrößte Bierhersteller darüber, dass der Umsatz in den drei Monaten bis Dezember um 4,5 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 geklettert ist, was auf eine anhaltende Erholung von der Pandemie hindeutet. Die Aktien von AB Inbev sackten jedoch als Reaktion um 5 Prozent ab, da der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) die Prognosen verfehlte und das Management nur einen vorsichtigen Ausblick für 2021 wagte.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund für Investoren, in diesem Jahr vorsichtig zu sein, was den Bierbrauer betrifft. Im Oktober werden die Beschränkungen für den Verkauf von Aktien im Wert von rund 17 Prozent des Marktwerts von AB Inbev aufgehoben. Die Aktien sind mehrheitlich im Besitz des Marlboro-Zigarettenherstellers Altria und der kolumbianischen Familie Santo Domingo. Beide waren früher Großaktionäre von SAB Miller, als der anglo-südafrikanische Bierbrauer 2016 von AB Inbev übernommen wurde. Das Duo entschied sich für eine Mischung aus Bargeld und Aktien des kombinierten Unternehmens als Bezahlung und vereinbarte eine Mindesthaltefrist von fünf Jahren.

Zu jener Zeit sah es nach einem großartigen Deal aus. Die beiden bekamen Aktien von AB Inbev mit einem Aufschlag von 50 Prozent auf den unbereinigten Aktienkurs von SAB Miller in US-Dollar, so Bernstein-Analyst Trevor Stirling. Da sich der Aktienkurs des Bierbrauers seither jedoch mehr als halbiert hat, liegen sie heute in Dollar gerechnet im Minus. Die Beteiligung war für Altria besonders unangenehm: Die Dividendenkürzungen von AB Inbev haben die Gewinne des Tabakriesen nämlich in den vergangenen Jahren schwanken lassen.

Im Normalfall würde der Bierbrauer die Aktien direkt zurückkaufen. Damit ließe sich das Risiko vermeiden, dass ein Schwall von Aktien auf den Markt kommt und die ohnehin schon gedrückte Bewertung des Bierbrauers torpediert. Aber mit einer Nettoverschuldung, die Ende 2020 dem 4,8-Fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen entspricht, wird die Brauerei diese Option nicht haben, zumindest nicht bevor sie mehr von ihren Schulden zurückzahlen kann.

Zulegende Rohstoffpreise und schwache Schwellenländerwährungen erschweren solche Managemententscheidungen. Zuletzt sprach der Konzern darüber, dass die Gewinnmargen im Jahr 2021 unter Druck stünden. Das Management könnte aber immerhin Glück haben, sofern Altria und die Santo Domingos mit dem Verkauf warten wollen, bis sich die Bewertung von AB Inbev erholt. Bislang haben sie ihre Absichten nicht öffentlich kundgetan. Bei einem Stillhalten der Großaktionäre hätte AB Inbev Zeit, seine Bilanz zu sanieren und dann womöglich die Option, die Großaktionäre von ihren Investments herauszukaufen.

Der Zeitpunkt für das Auslaufen der Mindesthaltefrist ist unglücklich, wenn man bedenkt, wie hart umkämpft der globale Biermarkt seit Ausbruch der Pandemie ist. Hinzu kommt die Ungewissheit über die Absichten der Großaktionäre von AB Inbev. Somit haben Anleger gute Gründe, sich vorerst von der Aktie fernzuhalten.

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February 25, 2021 10:56 ET (15:56 GMT)