NEW YORK (dpa-AFX) - Die Corona-Krise ist noch nicht ausgestanden und doch hat sich die Aktie des iPhone-Herstellers Apple in neue Höhen aufgeschwungen. Am Freitag hatte die Aktie des nach Börsenwert zu den teuersten Konzernen weltweit zählenden Unternehmens erstmals die Marke von 330 US-Dollar übersprungen und in der neuen Woche direkt nachlegt: der Kurs stieg bis auf 333,60 Dollar, womit Apple auf eine Marktkapitalisierung von rund 1,45 Billionen Dollar kam. Seit seinem Tief während des Corona-Crashs im März ist das Papier inzwischen um fast 60 Prozent in die Höhe geschnellt. Am Dienstag zeichnet sich nun erst einmal eine Atempause ab. Im vorbörslichen US-Handel notierten die Apple-Anteilsscheine zuletzt um die 331 Dollar.

Die Aktie des Software-Giganten Microsoft folgt Apple zugleich dicht auf den Fersen. Auch sie hat das Tief im Corona-Crash mit einem Kurssprung von mehr als 40 Prozent bereits überwunden und steht dicht vor ihrem historischen Hoch. Das lag im Februar, vor dem Corona-Einbruch, bei 190,70 Dollar. Am Dienstag kosteten die Aktien in der US-Vorbörse zuletzt rund 187 Dollar. Damit bewegt sich die Marktkapitalisierung um die 1,42 Milliarden Dollar und damit nur knapp hinter der von Apple.

Amazon indes, der von den weltweiten Lockdowns der Volkswirtschaften mit seinem Online-Versand profitierte, beim Aktienkurs die Corona-Krise schon im April vergessen ließ und Apple Ende April zeitweise den Rang des teuersten US-Unternehmens streitig machte, konnte zuletzt nicht mehr mithalten. Mit einem Börsenwert von derzeit 1,26 Billionen Dollar liegt Amazon sowohl hinter Apple als auch Microsoft. Doch ein Rekordhoch hatte bei 2530 Dollar auch die Amazon-Aktie am Montag verbucht.

Die Begeisterung der Anleger für die Apple-Aktie trotz einer im vergangenen Geschäftsquartal schwächer als noch vor der Corona-Krise erwarteten Umsatzentwicklung und dem Verzicht auf eine Prognose für das laufende Quartal dürfte vor allem den optimistischen Tönen des Managements geschuldet sein.

Denn zum einen entwickelt sich das Geschäft mit Diensten wie Apps und Streaming-Abos sowie mit Wearables (etwa. Apple Watch oder AirPods) sehr gut. Zum anderen hat Apple seit Mitte April wieder eine steigende Nachfrage quer durch die Produktpalette verzeichnet, wie Vorstandschef Tim Cook Anfang Mai zur Zahlenvorlage sagte. Er erwartet, dass das Geschäft mit iPads und Macs im laufenden Quartal dank Home Office im Jahresvergleich wachsen wird und dass nach der Krise mehr Menschen außerhalb des Büros arbeiten werden. Auch das Interesse an Gesundheitstechnologien dürfte ihm zufolge anziehen.

Analysten sehen dies ähnlich. So etwa DZ Bank-Experte Ingo Wermann, der den aktuellen Rekordlauf der Apple-Aktie als gerechtfertigt beurteilt und die Aktie erst bei 370 Dollar als fair bewertet ansieht. Die Service-Sparte befinde sich auf Rekordkurs und im Hardware-Geschäft erziele Apple Marktanteilsgewinne, hatte Wermann erst Anfang Juni lobend hervorgehoben. Für den Kauf der Aktie spreche zudem die hohe Nettoliquidität, die großen Spielraum für Übernahmen, höhere Dividenden, Aktienrückkäufe oder auch für Forschung & Entwicklung lasse.

Wie Apple in vielen Teilbereichen, so konnte auch Microsoft von der Corona-Krise profitieren. Der Trend zur Heimarbeit und zum Lernen in den eigenen vier Wänden trieb die Nachfrage nach dessen Software an. Die Nachfrage nach der Cloud-Plattform Azure etwa ist ungebremst. Auch eine erste Cloud speziell für den medizinischen Bedarf gibt es. Ebenso ist die Kollaborationsplattform Teams derzeit im Ausbau. Die App für Video- und Sprachkonferenzen sowie Datenaustausch hat seit Anfang März eine Verdoppelung der Nutzerzahlen auf 75 Millionen weltweit pro Tag erlebt. Damit nimmt Microsoft nun den boomenden Videodienst Zoom mit einem Angebot für Verbraucher ins Visier./ck/mis/jha/