Von Dan Gallagher

CUBERTINO (Dow Jones)--Es ist müßig über eine Zukunft von Apple ohne das iPhone nachzudenken, denn so schnell führt noch kein Weg daran vorbei. Wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte, belief sich der Umsatz mit dem iPhone im dritten Quartal, das am 26. Juni endete, auf 39,6 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einer Steigerung von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig bedeutete dieser Zuwachs das stärkste Wachstum für die Smartphone-Modellreihe innerhalb eines Quartals, das normalerweise als schwächstes der Saison gilt. Denn üblicherweise warten viele Kunden mit einer Neuanschaffung bis die neuen Geräte auf den Markt kommen.

Die Wall Street geht bereits davon aus, dass Apple sein Geschäftsjahr im September mit einem iPhone-Rekordumsatz von fast 187 Milliarden US-Dollar abschließen wird. Damit würde allein die Telefonsparte des Unternehmens für den zehntgrößten Geschäftsbereich im S&P 500 stehen. Dennoch ist in den letzten Jahren etwas Seltsames passiert: Das iPhone ist ein deutlich kleinerer Teil von Apples Geschäft geworden. Auf dem letzten Verkaufshöhepunkt des Smartphones im Geschäftsjahr 2018 machte das iPhone 62 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens aus. Im jüngsten Zwölf-Monats-Zeitraum, der im Juni endete, lag dieser Anteil bei 52 Prozent.


   Apple-Produkte gefragt 

Für die aktuelle Quartalsbilanz kann sich Apple bei seiner gesamten Belegschaft quer durch alle Bereiche bedanken. Die Verkäufe von iPads, Macs und Wearables wie der Apple Watch und den AirPods haben in den letzten drei Quartalen geboomt. Auch die Einnahmen aus Dienstleistungen stiegen. Macs und iPads profitierten mit Sicherheit vom Trend zur Heimarbeit, ausgelöst durch die Pandemie. Nicht unterschätzen sollte man auch einige zeitgemäße und bemerkenswerte Aktualisierungen an beiden Produktlinien - einschließlich neuer hauseigener Chips für mehrere Mac-Modelle. Der kombinierte Mac-Umsatz der letzten drei Quartale belief sich auf insgesamt 26 Milliarden US-Dollar - ein Plus von 33 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Dank dieses Trends verteilt sich die Bürde des Wachstums auf einer breiteren Basis, denn Apple steuert wahrscheinlich auf einen deutlich gedämpfteren Verkaufszyklus für das iPhone zu. Die iPhone 12-Modelle des letzten Jahres brachten ein neues Design und 5G-Konnektivität. Das löste einen enormen Upgrade-Schub bei den Fans des kultigen Endgeräts aus. Analysten schätzen, dass Apple in den neun Monaten bis Ende Juni 186 Millionen iPhones verkauft hat. Laut Konsensschätzungen von Visible Alpha wären das 26 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Doch auf größere Schübe folgen bei Apple in der Regel kleinere Schritte. Analysten gehen davon aus, dass der iPhone-Absatz im Apple-Geschäftsjahr 2022 nach einem Anstieg von 22 Prozent im laufenden Jahr stagnieren wird.

Die große Frage ist nun, ob die unterstützenden Kräfte aus dem restlichen Produkt-Portfolio weiterhin so gut funktionieren. Wie die Marktforschungsunternehmen IDC und Gartner berichten, hat sich der PC-Absatz im zweiten Quartal deutlich verlangsamt. Das deutet darauf, dass der durch die Pandemie ausgelöste Schub für die Telearbeit bereits wieder nachlässt. Zudem kämpft Apple noch immer mit der Chip-Knappheit. Chief Financial Officer Luca Maestri sagte während der Telefonkonferenz am Dienstag, dass sich die Liefersituation im Septemberquartal gegenüber dem vorausgegangenen Quartal voraussichtlich verschlechtern werde. Das beträfe vor allem das iPhone und das iPad. Trotzdem prognostizierte Maestri für das vierte Quartal des Geschäftsjahres ein "sehr starkes zweistelliges" Umsatzwachstum des Unternehmens.

Mit einem Marktwert von fast 2,5 Billionen US-Dollar und einer Aktie, die immer noch mit einem relativ hohen Multiplikator von etwa dem 28-fachen des voraussichtlichen Gewinns gehandelt wird, kann es sich Apple einfach nicht leisten, dass irgendeinem seiner Unternehmungen die Luft ausgeht.

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July 28, 2021 02:35 ET (06:35 GMT)