Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Obwohl Apple seinen Umsatz zu mehr als 80 Prozent mit reichlich chipbestückten Geräten verdient, verkaufte der Konzern zuletzt eine Vielzahl davon. Und Apples jüngst präsentierte Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal wären selbst ohne den weltweiten Mangel an Halbleitern bereits bemerkenswert, der den Autobauern das Leben so schwer macht. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 54 Prozent und markierte damit die beste Wachstumsrate des Unternehmens seit neun Jahren. Der iPhone-Umsatz stieg um 66 Prozent auf 47,9 Milliarden US-Dollar, während die kleineren Geschäftsbereiche iPad und Mac sogar noch höhere Wachstumsraten verzeichneten.

Der Ausbruch des Coronavirus in China legte derweil die Produktion und den Verkauf von Apple in diesem Land seit Januar vergangenen Jahres lahm. Damit war Apple das erste Unternehmen unter den großen Technologiekonzernen, das die Auswirkungen der Pandemie direkt zu spüren bekam.

Es hilft, dass die Investoren ihre Erwartungen ein wenig zurückgeschraubt haben. Der Aktienkurs von Apple hat seit dem vergangenen Bericht von vor drei Monaten um 6 Prozent nachgegeben. Mit einem Plus von weniger als 1 Prozent gegenüber einem Anstieg von 9 Prozent beim Nasdaq Composite gehörte die Apple-Aktie zu den schwächsten Werten unter den großen Tech-Unternehmen in diesem Jahr. Die Aktie wird immer noch mit dem 30-Fachen des voraussichtlichen Gewinns gehandelt. Das rangiert nahe dem oberen Ende der historischen Spanne. Aber dieses Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eben seit dem vergangenen Bericht um etwa 14 Prozent gesunken. Der Aktienkurs von Apple stieg nach Veröffentlichung der Zahlen um rund 2 Prozent.

Doch selbst Apples bemerkenswerte Beschaffungsfähigkeiten können dem Unternehmen in einem so engen Markt nicht genug Chips einbringen. Apple sträubt sich dagegen, den Umsatz für das laufende Quartal zu prognostizieren. Immerhin räumte Finanzchef Luca Maestri gegenüber Analysten ein, dass der sequenzielle Umsatzrückgang, den das Unternehmen normalerweise im Juni-Quartal durchläuft, wegen Chip-Lieferengpässen größer als normal sein wird. Diese Einschränkungen werden sich auf den Umsatz in diesem Zeitraum mit 3 bis 4 Milliarden Dollar auswirken. In den vergangenen fünf Jahren hat Apple im Durchschnitt einen Umsatzrückgang von 10 Prozent zwischen dem März- und dem Juni-Quartal verzeichnet.

Dieses Eingeständnis verdeutlicht die harte Realität der aktuellen Halbleiterknappheit. Apple hat die tiefsten Taschen aller Chip-Käufer. Der freie Cashflow der vergangenen zwölf Monate hat laut Factset jetzt etwa 84 Milliarden Dollar erreicht. Das Unternehmen entwickelt sich auch zu einem bemerkenswerten Chipdesigner, der kürzlich Intel aus einem Großteil seiner Mac-Produktpalette zugunsten seiner eigenen Prozessoren verdrängt hat.

Aber Apple ist immer noch von einem großen Netzwerk von Chip-Herstellern abhängig, die sich anstrengen, die Nachfrage zu befriedigen. CEO Tim Cook merkt an, dass ein Großteil des Engpasses, der das Unternehmen betrifft, von sogenannten "Legacy Nodes" kommt - also älteren Fertigungslinien, die die Art von Niedrigpreis-Chips produzieren, um die sich auch Autohersteller und andere Branchen reißen. Der Auto-Chip-Hersteller NXP warnte Analysten zuletzt, dass die angespannte Versorgungslage bis zum Ende des Jahres anhalten dürfte. Es ist eine harte Realität, von der sich selbst Apple nicht befreien kann.

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April 29, 2021 03:34 ET (07:34 GMT)