Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Google mag Apple im Kampf um App-Store-Gebühren übertrumpft haben. Aber für beide Unternehmen wird es wahrscheinlich nicht leichter, wenn es um die Gebühren geht. Schließlich zahlt sie niemand gerne, auch wenn sie sinken und das ist mit den größten Zahlern kaum anders.

Zuletzt kündigte Google eine Änderung der Gebühren an, die der Internet-Riese Entwicklern über seinen Play Store berechnet. Das Unternehmen hat seine Provision um die Hälfte auf 15 Prozent für die erste 1 Million US-Dollar Umsatz reduziert, die ein Entwickler pro Jahr erzielt. Das sieht ähnlich wie ein Schritt aus, den Apple im November angekündigte, obwohl Apples Programm den 15-prozentigen Satz auf Entwickler beschränkt, die weniger als 1 Million Dollar im Jahr umsetzen. Googles Programm gilt für alle Entwickler, unabhängig von ihrer Größe, was effektiv eine progressive Gebührenstruktur für alle schafft.


   Marktdominanz im Visier von Aufsehern und Gesetzgebern 

Beide Unternehmen sehen sich derweil mit wachsendem Druck von Gesetzgebern und Aufsichtsbehörden konfrontiert, was ihre Marktdominanz im Allgemeinen und ihre App-Store-Strukturen im Besonderen betrifft. Aber die Auswirkungen solcher Änderungen auf die Geschäfte von zwei der größten Tech-Titanen der Welt bleiben unklar. Weder Apple noch Google weisen die Einnahmen aus ihren jeweiligen App Stores aus. Die von Visible Alpha befragten Analysten schätzen den Umsatz von Google Play auf 10,5 Milliarden Dollar für 2020, während Apples App Store geschätzte 17,9 Milliarden Dollar für das im September 2020 endende Geschäftsjahr erlöst. Das entspricht etwa 6 Prozent des gesamten Jahresumsatzes beider Unternehmen.

Aber die App-Provisionen sind ein wichtigeres Geschäft für Apple. Das Unternehmen hat den App Store in den vergangenen beiden Geschäftsjahren öffentlich als wichtigsten Wachstumstreiber für sein Dienstleistungssegment bezeichnet. Die Wachstumsrate und die Rentabilität des Dienstleistungssegments waren ein Schlüsselelement, das die Wall Street dazu veranlasste, die Apple-Aktie im vergangenen Jahr neu zu bewerten. So bewerteten die Märkte die Aktie in den vergangenen sechs Monaten durchschnittlich mit dem 30-fachen des voraussichtlichen Gewinns - das Doppelte des durchschnittlichen Multiplikators von 2017 bis 2019, so Factset.


   Google hat gegenüber Apple einen Vorteil in der Hand 

Das verschafft Google einen gewissen Vorteil, da der Konzern sich somit weitere Änderungen an seinem App-Vertriebsmodell leisten kann, ohne die Investoren in Panik zu versetzen. Und weitere Änderungen könnten kommen. Epic Games, das sowohl Google als auch Apple wegen ihrer jeweiligen App-Store-Strukturen verklagt, erklärte zuletzt, dass Googles Gebührensenkung nicht die Wurzel des Problems anpackt. Der Spieleproduzent stößt sich daran, dass Entwickler weiterhin die App-Vertriebs- und Zahlungsdienste des Unternehmens nutzen müssen. Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden, die sich mit den Geschäftsmodellen der mobilen Betriebssysteme befassen, könnten sich dieser Meinung anschließen.

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March 17, 2021 04:39 ET (08:39 GMT)