BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Berater der Bundesregierung im Hightech-Forum fordern größere Anstrengungen für die technologische Eigenständigkeit Europas. "Abhängigkeiten von internationalen Lieferketten, zum Beispiel in der medizinischen Versorgung, sowie strukturelle Schwächen, insbesondere in der Digitalisierung, haben das Krisenmanagement erschwert", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Papier. In ihrem Vorschlag für die Umsetzung des Konjunkturpakets der Bundesregierung forderten die Experten daher höhere Investitionen in Zukunftstechnologien.

"Wenn wir unsere Prozesse technologisch nicht mehr selbst beherrschen (...), dann werden wir auch unsere politische Souveränität nur noch eingeschränkt wahrnehmen können", warnte Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und Co-Vorsitzender des Hightech-Forums. Das Gremium berät die Bundesregierung bei Hochtechnologiethemen.

Als Beispiel nannte Neugebauer die Abhängigkeit von US-Unternehmen bei der Programmierung einer Corona-App: "Viele der Probleme, mit denen wir uns rumgeschlagen haben, liegen eben daran, wie weit andere Unternehmen, andere Länder - in diesem Fall Google und Apple - bereit sind, sich an der Datenschnittstelle zu öffnen uns gegenüber."

Konkret schlägt das Hightech-Forum unter anderem einen "Innovationspakt" vor, um in konjunkturell schwierigen Zeiten Investitionen zu forcieren und die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Die Wissenschaftler beklagen darüber hinaus die durch die Coronakrise verstärkte Tendenz zu nationalen Alleingängen und fordern dringend eine bessere internationale Zusammenarbeit: "Wir wissen als Exportland, als Reiseland, dass wir uns keine Insel Deutschland bauen können", sagte die Mikrobiologin Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts. Für den Schutz globaler öffentlicher Güter wie der Atmosphäre, des Meeres oder der Nahrung sei die internationale Zusammenarbeit in Wissenschaft und Innovationspolitik von allerhöchster Bedeutung./cho/DP/eas