Zürich (awp) - Der Schweizer Stimmrechtsberater Ethos empfiehlt den Aktionären des im Umbruch steckenden Backwarenkonzerns Aryzta, den erst seit wenigen Wochen amtierenden Verwaltungsratspräsidenten Urs Jordi wieder aus seinem Amt zu wählen.

Laut der am Dienstag vorliegenden Wahlempfehlung spricht sich Ethos zudem gegen eine Wiederwahl von Verwaltungsrat Alejandro Legarda Zaragüeta und gegen die Wahl des nominierten Jörg Riboni an der ordentlichen Generalversammlung vom 15. Dezember aus.

Ethos ist aber bekannt dafür, dass Kandidaten im Doppelmandat immer abgelehnt werden - ungeachtet ihrer Qualifikationen. Jordi ist seit drei Wochen auch interimistischer Aryzta-CEO. Ethos hatte sich zudem schon mit Blick auf die ausserordentliche GV von Mitte September gegen Jordi und für Andreas Schmid ausgesprochen.

Schmid war von der damaligen Führungsriege als Nachfolger des zurücktretenden Präsidenten Gary McGann portiert worden. Durchgesetzt hat sich aber eine Gruppe rund um den Fonds Veraison, die eine neue Riege unter der Führung des Ex-Hiestand-Chefs Jordi im Verwaltungsrat installierte.

Der einflussreiche US-Stimmrechtsberater ISS und die unter dem Namen "zRating" bekannte Nachhaltigkeits-Ratingagentur Inrate AG stellen sich hingegen hinter Jordi und lehnen Zaragüeta ab. Inrate spricht sich zudem gegen Riboni und den ebenfalls erst Mitte September in der Verwaltungsrat gewählten Heiner Kamps aus.

Grosses Stühlerücken

Im Dezember soll es noch einmal zu einem grösseren Stühlerücken im Verwaltungsrat von Aryzta kommen. An der Generalversammlung vom 15. Dezember sollen Gordon Hardie, Jörg Riboni und Hélène Weber-Dubi neu ins Gremium gewählt werden.

Sie sollen die bestehenden Mitglieder Luisa Delgado, Heiner Kamps und Präsident Urs Jordi, die sich zur Wiederwahl stellen, im Verwaltungsrat ergänzen. Der Branchenkenner Hardie sowie der frühere Emmi-Finanzchef Riboni waren bereits Anfang November vom Grossaktionär Lodbrok vorgeschlagen worden.

Aryzta ist damit den Forderungen der Grossaktionäre Cobas und Lodbrok nachgekommen, welche die Abwahl von mehreren Verwaltungsräten verlangt hatten. Der Backwarenkonzern verzichtete vor wenigen Wochen auf eine Nomination von Mike Andres, Greg Flack, Jim Leighton und Tim Lodge.

Aryzta will darüber hinaus auch Zaragüeta nicht mehr in dem Gremium haben. Lodbrok beantragt jedoch, dass der Spanier im Verwaltungsrat bleibt.

Kaufinteressent

Der aus Hiestand hervorgegangene Konzern war in den letzten Tagen und Wochen immer wieder in den Schlagzeilen, weil der amerikanische Hedgefund Elliott Advisors ein Übernahmeangebot in Aussicht stellt. Lodbrok fordert die Aryzta-Führung in einem eigenen Schreiben nun auf, vor der Generalversammlung noch keine Empfehlung hinsichtlich Elliott abzugeben.

Denn die Entscheidung, ob das Unternehmen an einen Investor wie Elliott verkauft werde, sei "existentiell". Sie müsse von einem Verwaltungsrat gefällt werden, der auch die Interessen der Aktionäre vertrete.

ra/tp