Zürich (awp) - Dem Backwarenkonzern Aryzta ist es gelungen, im Streit um die Kapitalerhöhung die wichtigsten Stimmrechtsberater auf seine Seite zu ziehen. Die amerikanische ISS hat sich nach Gesprächen mit Aryzta überzeugen lassen und ihre Empfehlung geändert. Auch Glass Lewis und Ethos unterstützen die Pläne des Aryzta-Verwaltungsrates.

Aryzta gab am Freitagmittag bekannt, dass alle drei Stimmrechtsberater grünes Licht gegeben hätten. ISS hatte am Dienstag den Aktionären noch empfohlen, die Kapitalerhöhung über 800 Millionen Euro abzulehnen. In den neuesten Empfehlungen, die vom Freitag datieren, hat ISS ihre Empfehlungen nun geändert. ISS begründet dies insbesondere mit der Notwendigkeit einer Kapitalaufstockung und des höheren Risiko, das der Vorschlag von Grossaktionär Cobas mit sich bringe.

Zuvor hatte sich bereits Glass Lewis hinter das Vorhaben gestellt. Glass Lewis hält die Argumentation der Aryzta-Spitze für vernünftig. Es mangle an machbaren Alternativen, hiess es in der Stimmrechtsempfehlung, die der Nachrichtenagentur AWP vorliegt und über die am Freitag zuerst Reuters berichtet hatte.

Aryzta hatte die Kapitalerhöhung Mitte August angekündigt. Damit will das Management die finanzielle Situation des Konzerns stabilisieren und sich die nötige Bewegungsfreiheit verschaffen, um die geplanten Kostensenkungsmassnahmen und Devestitionen vorzunehmen.

Aktionär will kleinere Erhöhung

Doch danach hat sich Widerstand gegen diese Pläne formiert. Grossaktionär Cobas, der mit 14,5 Prozent an Aryzta beteiligt ist, drängt auf eine halb so grosse Kapitalerhöhung.

Der Gegenvorschlag sieht zudem den Verkauf von weiteren Unternehmensteilen vor. Das würde laut Glass Lewis allerdings die Risiken erhöhen und zu einer grösseren Unsicherheit führen.

Showdown am 1. November

Die Unternehmensspitze von Aryzta betonte im Communiqué vom Freitag erneut, dass sie die Kapitalerhöhung für notwendig halte. Sie betont, dass nur mit einer Kapitalerhöhung in dieser Grössenordnung das Vertrauen in die Geschäftsfähigkeit von Aryzta wiederhergestellt werden kann. Die geplante Kapitalerhöhung sei nötig, um das Unternehmen zu entschulden und einen Turnaround zu schaffen, hiess es. Der Vorschlag habe damit die höchste Erfolgschance für Aryzta und damit alle Anspruchsgruppen inklusive der Aktionäre.

Die Aktionäre sollen am 1. November an der ausserordentlichen Generalversammlung über das Vorhaben entscheiden. Sollten die Aktionäre gegen die Kapitalerhöhung stimmen, will Cobas eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen.

Aryzta ist 2008 aus der Fusion des Tiefkühlgipfeli-Herstellers Hiestand mit der irischen IAWS hervorgegangen. Wegen der miserablen Geschäftszahlen und einer fehlgeschlagenen Wachstumsstrategie kam es in den letzten zwei Jahren zu einem grossen Köpferollen im Management. Die jetzige Konzernspitze kam zum Schluss, dass eine Gesundung aus eigener Kraft viel länger dauern würde als geplant.

Die Geduld der Aktionäre nimmt jedoch ab: Seit Anfang Jahr ging es beim Aktienkurs um drei Viertel bergab. Am Freitag knickten die Titel am frühen Nachmittag um 4,7 Prozent ein.

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