Frankfurt (Reuters) - Der neue Pakt von Daimler und Aston Martin ist nach Einschätzung von Analysten keine reine Rettungsaktion für die britische Edelmarke - auch Mercedes-Benz könnte davon profitieren.

"Das ist ein smarter Deal: Mercedes kommt ohne finanzielle Investition an 20 Prozent von Aston Martin. Wenn es dort gut läuft, ist das was wert. Wenn es schlecht läuft, ist das Risiko sehr begrenzt", sagte Daniel Schwarz, Autoexperte der Bank Mainfirst, am Mittwoch. Am Dienstagabend hatten Mercedes und Aston Martin einen Ausbau ihrer seit 2013 bestehenden Kooperation angekündigt: Mercedes liefert Teile und elektrische Antriebe an die Briten und erhält dafür in den nächsten drei Jahren neue Aktien von Aston Martin.

Der Anteil der Schwaben an dem exklusiven Autobauer steigt dadurch von derzeit 2,6 Prozent auf maximal 20 Prozent. Neben dem kanadischen Milliardär und Formel-1-Rennstallbesitzer Lawrence Stroll, der Anfang des Jahres mit 20 Prozent einstieg, wäre Daimlers Pkw-Tochter größter Aktionär, will AML aber nicht vollständig übernehmen. "Die Mercedes-Benz AG hat nicht die Absicht, ihre Beteiligung an Aston Martin über dieses Niveau hinaus zu erhöhen", teilte der Autobauer mit.

Der Hersteller der Sportwagen, mit denen die Filmfigur James Bond Verbrecher jagt, kämpft schon länger gegen eine schwere Krise. Erst spät reagierte Aston Martin auf den Trend zum SUV und hinkt bei der Entwicklung von Elektroautos hinterher. Jetzt kündigten die Briten das Ziel an, bis zum Geschäftsjahr 2024/25 einen Absatz von 10.000 Fahrzeugen, zwei Milliarden Pfund Umsatz und 500 Millionen Pfund operativen Gewinn zu erreichen. Mit einer erneuten Kapitalerhöhung, Krediten und neuen Schuldscheinen verschaffte sich das Unternehmen frische Mittel von rund 1,3 Milliarden Pfund. Die Aktie, die seit ihrem Börsengang 2018 massiv an Wert verloren hatte, schnellte am Mittwoch fast um 16 Prozent auf bis zu 64,6 Pence. Daimler-Aktien standen dagegen unter Druck.

RETTUNGSAKTION KÖNNTE SICH AUSZAHLEN

"Die Rettung von Aston Martin steht im Vordergrund", sagte Jürgen Pieper, Chefanalyst vom Bankhaus Metzler. "Für den kleinen Hersteller ist es wichtig, durch die Zusammenarbeit Kosten in der Entwicklung und beim Einkauf senken zu können." Das Finanzpaket liefere zusammen mit dem Mercedes-Deal Aston Martin einen robusten Rettungsring, sagte auch Arndt Ellinghorst, Analyst von Bernstein Research. Mit einem starken industriellen Partner wie den Schwaben habe der Wachstumsplan gute Erfolgsaussichten. Sollte er gelingen, könnte das für Daimler Geld abwerfen. Mercedes soll die Aktien im Rahmen von Kapitalerhöhungen zum Preis von 50 Pence bekommen, sodass der Wert des 20-prozentigen Aktienpakets umgerechnet 315 Millionen Euro wäre. Daimler könnte von einem Anstieg des stark gebeutelten Titels profitieren. Zudem bezahlt Aston nur einen ersten Teil des vereinbarten Technologiepakets mit eigenen Aktien. Für weitere Lieferumfänge müssen die Briten Geld auf den Tisch legen. Daraus könnte sich eine zusätzliche Gewinnquelle für Daimler ergeben, erklärte Frank Biller, Autoexperte von der Landesbank Baden-Württemberg. Komponenten und Antriebe haben in der Regel viel höhere Margen als Neuwagen.