Von Jenny Strasburg

LONDON (Dow Jones)--Ein Startup, das hinter dem Impfstoff Covid-19 steht, der von der Universität Oxford und Astrazeneca entwickelt wurde, plant einen Börsengang. Mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge streben die Investoren hinter der Vaccitech Ltd bei einer Notierung an der New Yorker Börse eine Bewertung von rund 700 Millionen US-Dollar an. Offenbar sind aber die Statuten der Universität eine Hürde bei den Plänen. Die University of Oxford ringe damit, die eigenen Regeln für die Förderung von Unternehmen umzuschreiben, die von eigenen Wissenschaftlern gegründet worden sind.

Vaccitech habe sich bei potenziellen Investoren vorgestellt und den Grundstein für einen Börsengang in diesem Jahr gelegt, wie Informanten berichten und aus Dokumenten hervorgeht, in die das Wall Street Journal Einblick hatte. Große Investoren, wie der Pharmakonzern Gilead Sciences und Lilly Asia Ventures, ein vom Arzneimittelhersteller Eli Lilly & Co ausgegliederter Venture-Capital-Arm, haben Interesse an einer Investition bekundet, so eingeweihte Personen.

Vaccitech-CEO Bill Enright wollte sich genauso wie ein Gilead-Sprecher nicht zu dem Thema äußern. Lilly Asia Ventures reagierte nicht auf eine Anfrage für einen Kommentar.

Die Universität hält etwa 10 Prozent an dem Startup. Vaccitech, seine Banker und Anwälte haben bisher erfolglos versucht, Zugang zu Oxfords exklusivem Covid-19-Impfstoffvertrag mit Astrazeneca zu bekommen, so die Informanten. Der Pakt wurde im vergangenen Frühjahr geschlossen, als der Arzneimittelhersteller zustimmte, den Oxford-Impfstoff herzustellen und zu vertreiben. Vaccitech und seine Berater argumentieren, dass das Dokument finanzielle und rechtliche Verpflichtungen festlegt, die für eine faire Bewertung des Unternehmens und für regulatorische Offenlegungen wichtig seien. Oxford und Vaccitech würden sich zudem über die Darstellung der Rolle des Unternehmens bei der Entwicklung des Impfstoffs streiten, so die informierten Personen.

Oxford reagierte nicht auf eine Anfrage, Astrazeneca wollte sich nicht äußern.

Vor Covid-19 war Vaccitech ein eher unbekanntes Biotech-Startup, das sich zum Teil auf Impfstoffe konzentrierte. Die Unterstützung der Universität half, das Unternehmen über Wasser zu halten. Der Erfolg von Covid-19 hat Vaccitechs eigenen Impfstoffen und Therapien, die sich noch in der klinischen Erprobung befinden und auf die Bekämpfung anderer Viren und Krebserkrankungen abzielen, neue Glaubwürdigkeit verliehen.

Der Konflikt spielt sich in einer Zeit ab, in der Oxford die Art und Weise zu überarbeiten versucht, wie die Universität Startups wie Vaccitech unterstützt, die Wissenschaft und Technologie in Aktionärsrenditen übertragen wollen. Die Überarbeitung ist Teil von Oxfords jahrelangem Bestreben, besser mit führenden US-Hochschulen wie dem Massachusetts Institute of Technology und der Stanford University konkurrieren zu können - vor allem wenn es darum geht, Geld und Talente für Startups anzuziehen.

Die IPO-Pläne von Vaccitech sind daher quasi eine Art Testfall für Oxfords Ausgründungsprozess. Die Universität hat seit den späten 1980er Jahren mehr als 200 Startups unterstützt, aber ihre Bilanz bei der Förderung von großen Verkaufsschlagern ist hinter der führender US-Institutionen zurückgeblieben.

Kontakt zum Autor: unternehmen.dedowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

March 07, 2021 11:11 ET (16:11 GMT)