WASHINGTON (dpa-AFX) - Neue Hoffnung auf USA-Trips für Europäer: Die US-Regierung arbeitet Medienberichten zufolge an einem Plan zur Lockerung der geltenden Einreisebeschränkungen - allerdings nur für voll Geimpfte. Die USA wollen demnach bei der Einreise künftig von fast allen Ausländern den Nachweis einer vollständigen Corona-Impfung verlangen, wie unter anderem die "New York Times" unter Berufung auf Kreise des Weißen Hauses berichtete. Gleichzeitig sollten dann die Einreisebeschränkungen für Menschen aus Europa und anderen Staaten aufgehoben werden. Offiziell gab es zunächst keine Stellungnahme. Offen blieb auch, wann die Änderungen in Kraft treten könnten.

Der Fernsehsender CNN berichtete, die Pläne steckten noch in der Anfangsphase, eine Änderung und Verkündung stehe nicht unmittelbar bevor. In den Berichten hieß es, die Behörden arbeiteten an einem Plan für eine internationale Reisestrategie, um diese dann parat zu haben, wenn Reisen wieder möglich seien. Bei der angedachten Impfvorschrift für Reisende seien "begrenzte Ausnahmen" vorgesehen.

Die praktische Umsetzung soll insgesamt noch relativ unklar sein - einschließlich der Frage, welche Impfnachweise anerkannt werden. Auch soll noch nicht entschieden sein, ob die US-Behörden nur Impfungen mit Präparaten akzeptieren würden, die auch in den USA zugelassen sind. Möglich wäre auch, die Zulassung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Maßstab zu machen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rief die US-Regierung auf, die angeblich geplanten Lockerungen der Einreiseregeln bald umzusetzen. "Die US-Administration muss unbedingt sicherstellen, dass deutsche und europäische Impfnachweise in den USA anerkannt werden", sagte Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, der Deutschen Presse-Agentur. "Auch Impfnachweise mit Impfstoffen, die derzeit noch nicht in den USA anerkannt sind, müssen für die Einreise ausreichen."

In den USA sind bislang nur die Impfstoffe der Hersteller Moderna, Biontech/Pfizer und Johnson & Johnson erlaubt - Astrazeneca zum Beispiel aber nicht. Offen wäre somit auch, wie die Regelung aussehen könnte, wenn jemand verschiedene Präparate gespritzt bekommen hat - zum Beispiel Biontech/Pfizer und Astrazeneca.

Seit 2020 gilt in den USA wegen der Pandemie ein weitreichendes Einreiseverbot für Reisende aus dem Schengen-Raum. Es gibt nur wenige Ausnahmen, etwa für enge Verwandte von US-Amerikanern, Diplomaten oder Mitarbeiter internationaler Organisationen. In Einzelfällen werden Sondergenehmigungen für die Einreise erteilt. Doch für die ganz große Mehrheit der Europäer gibt es derzeit keinen Weg, ins Land zu kommen. Auch Einreisen aus China, Südafrika und Brasilien sind auf Ausnahmen begrenzt. Alle Fluggäste müssen bei der Einreise in die USA einen negativen Corona-Test vorweisen. Das gilt auch für Amerikaner.

Strikt bei den Einreiseregeln sind auch die angelsächsischen Länder Australien und Neuseeland. Dort sind die Grenzen seit März 2020 geschlossen und Reisen aus dem Schengenraum sind nicht möglich. Sogar viele Australier können derzeit nicht in die Heimat zurück. Auch China hält seine Grenzen seit Beginn der Corona-Pandemie für Touristen geschlossen und stellt Geschäftsreisende vor große Hürden. Wer ein Visum erhält, muss nach der Einreise für eine bis drei Wochen eine Quarantäne im Hotel absolvieren.

Nach Brasilien können Ausländer grundsätzlich nicht auf dem Landweg, aber bei einem negativen PCR-Test per Flugzeug einreisen. Dabei legen innerhalb Brasiliens die Bundesstaaten und teilweise auch Gemeinden eigene Regeln für Quarantäne und Bewegungen fest. In Südafrika müssen Einreisende über fünf Jahren dagegen lediglich einen negativen PCR-Test nachweisen und einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen. In Thailand können auch vollständig geimpfte Europäer nur auf die Ferieninseln Phuket und Ko Samui reisen; sie müssen dort aber in den ersten 14 Tagen drei PCR-Tests machen und zwei Wochen in einem Sonderhotel wohnen.

Die Europäische Union lässt bereits seit Juni wieder US-Bürger einreisen und hatte sich im Gegenzug von Washington ebenfalls eine Lockerung erhofft. US-Präsident Joe Biden hatte Mitte Juli beim Besuch der Kanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus in Aussicht gestellt, sich innerhalb weniger Tage zu den Beschränkungen der Einreisen aus Europa zu äußern. Das weckte viele Hoffnungen. Nach einigem Warten verkündete das Weiße Haus dann in der vergangenen Woche jedoch lediglich: Alles bleibt vorerst so, wie es ist. Die Dramaturgie - Bidens vielsagende Ankündigung, nur um dann beim Status quo zu bleiben - gab einige Rätsel auf.

Laut CNN war die US-Regierung in diesem Jahr bereits kurz davor, einige Einreisebeschränkungen zu lockern, nahm dann wegen der Ausbreitung der Delta-Variante aber Abstand davon. Das Weiße Haus hatte die Delta-Variante in der vergangenen Woche auch explizit als Grund für die Entscheidung genannt, vorerst nichts zu ändern.

Die weitgehende Einreisesperre trennt nicht nur Familien und Freunde dies- und jenseits des Atlantiks. Sie plagt auch die Geschäftswelt und den Tourismus. Die deutsche Wirtschaft macht bei diesem Thema seit längerer Zeit Druck.

Nun geht einmal mehr Hoffnung um. Die Lufthansa erwartet schon in naher Zukunft Einreisemöglichkeiten für voll geimpfte EU-Bürger in die USA. Entsprechende Verlautbarungen der US-Regierung werte er als klares Signal, dass mit hohem Tempo an einem Plan gearbeitet werde, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag in Frankfurt. Ein Zeitplan für Reiseerleichterungen liege zwar nicht vor. Lufthansa plane bislang konservativ, dass bis Ende September Geimpfte wieder in die USA einreisen können. Er sei aber hoffnungsvoll, dass dies auch schon früher geschehen könne, meinte Spohr.

Angesichts von fortschreitenden Impfkampagnen hatte sich die Corona-Lage auf beiden Seiten des Atlantiks in den vergangenen Monaten deutlich gebessert. Wegen der Delta-Variante steigen die Fallzahlen sowohl in den USA als auch in einigen Ländern Europas nun aber wieder deutlich. Die USA kommen mittlerweile beim Impfen auch nicht mehr so schnell voran wie erhofft. Bislang sind knapp 50 Prozent der Gesamtbevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft, rund 58 Prozent haben mindestens die erste Spritze bekommen./jac/DP/zb