Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

KANZLERKANDIDATUR

Tagesspiegel: "Die Redensart ist nicht charmant für Bürgerinnen und Bürger, aber sie trifft den wunden Punkt im Ringen der führenden Parteien um die Kanzlerkandidatur. 'Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.' Sowohl in der Union als auch bei den Grünen tun sich viele Funktionärinnen und Funktionäre, die nach Stimmen fischen wollen, schwer mit der Entscheidung zwischen dem eigenen Geschmack und dem der Wählerinnen und Wähler. (...) Wenn Laschet und Baerbock es werden wollen, müssen sie alles daransetzen, die Fische und nicht die Angler von ihren Qualitäten zu überzeugen. Niemand ist fehlerfrei. Ihre Schwächen und Fehler einzugestehen, wäre eine und vielleicht sogar die effektivste Form, Gegner zu entwaffnen. Das hat die Inhaberin des Amtes, das sie gerne hätten, gerade vorgemacht."

EU-KLAGE GEGEN POLEN

Frankfurter Rundschau: "Es ist richtig, wenn die EU-Kommission Polen wegen der so genannten Justizreform verklagt, mit der die in Warschau regierende nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) die Unabhängigkeit der Justiz untergräbt. Damit verschärft Brüssel zwar zu Recht den Druck auf Polen. Doch dürfte dies nicht reichen, um die PiS-Regierung umzustimmen. Schließlich hat sie seit 2015 nicht nur die Justiz eingeschränkt, sondern auch staatliche Medien zu Kanälen für Propaganda umgebaut und Rechte von Minderheiten beschnitten. Sie hat zudem ausgenutzt, dass die EU kaum überzeugende Instrumente hatte, um die Rechtsstaatlichkeit zu schützen. Diese Lücke sollte die Rechtsstaatsklausel im EU-Haushalt füllen. Leider ist sie zu schwach ausgefallen. Zusätzlich klagt Polen dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof. Offensichtlich wird Brüssel den Machtkampf mit Polen nur für sich und die Rechtsstaatlichkeit entscheiden, wenn sie EU Hilfen und Subventionen beschneidet. Doch das wird noch dauern."

NORD STREAM 2

Mitteldeutsche Zeitung: "Dennoch tun auch die schärfsten Nord-Stream-Kritiker gut daran, mit der Pipeline leben zu lernen. Sie gehört auf das Engste eingebunden in die Versorgungsnetze Europas. Die EU muss zudem endlich eine solidarische Energiepolitik verwirklichen, die den Namen verdient. Das würde dazu beitragen, neue historische Fehler zu vermeiden. Zum Beispiel den erneuten Ausbau der Atomindustrie in Europa."

ASTRAZENECA

Mitteldeutsche Zeitung: "Die Spitzenpolitiker sind für eine Menge Chaos verantwortlich. Aber für die Schwächen eines Impfstoffs können sie nun wirklich nichts. Das liegt in der Verantwortung der Hersteller. Hier können Politiker deren Chaos nur bestmöglich verwalten. Und das tun sie im Fall von Astrazeneca. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) auf Fälle von Hirnvenenthrombosen verweist, müssen sie auf die Bremse treten. Es ist wichtig, dass die Bundesregierung und die Länder Transparenz über die Schwachstellen für alle öffentlich machen."

BRASILIEN

Süddeutsche Zeitung: "Anfang dieser Woche schien es ernst zu werden für Jair Bolsonaro. Die gesamte Armeeführung war zurückgetreten, aus Protest gegen die Entlassung des Verteidigungsministers und die Politik des Präsidenten. Dessen Macht begann zu wackeln, so sah es aus. (...) Doch Bolsonaro wäre nicht Bolsonaro, hätte er nicht einen Plan. Und wenn der aufgeht, dann ist Brasiliens Präsident stärker als je zuvor. Der Preis dafür aber wäre hoch. (...) Schon zuvor hat Brasiliens Präsident (...) mit dem Einsatz der Armee geliebäugelt. Bislang verurteilte der Verteidigungsminister solche undemokratischen Vorstöße stets. Dieser ist nun aber weg (...). Die Frage ist nun: Wird es Bolsonaro gelingen, die Stellen mit ihm ergebenen Militärangehörigen zu besetzen? Von der Antwort könnte die Zukunft des Präsidenten abhängen - aber auch die der brasilianischen Demokratie."

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March 31, 2021 14:20 ET (18:20 GMT)