HAMBURG (dpa-AFX) - Die Notbremse bei einem ausufernden Investitionsprojekt sowie die schwächelnde Weltwirtschaft haben dem Kupferhersteller Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinnrückgang eingebrockt. Hinzu kamen Abschreibungen etwa auf Kupfervorräte sowie in der Sparte für Flachwalzprodukte. Die Dividende wird sinken. Ein Händler wertete die Resultate dennoch positiv. Zwar habe sich das operative Ergebnis auf den ersten Blick wie erwartet entwickelt, allerdings hätten die durchschnittlichen Analystenschätzungen einen Großteil der Abschreibungen nicht berücksichtigt. Diese Effekte eingerechnet, habe Aurubis die Schätzungen deutlich übertroffen. Die Aktien legten am Mittwoch kräftig zu.

Der Aurubis-Kurs stieg im frühen Handel um 5,31 Prozent auf 46,77 Euro. Damit setzten die Papiere als MDax-Spitzenreiter ihre jüngste Erholung fort. Im Sommer waren sie infolge operativer Schwierigkeiten sowie Sorgen um die Weltwirtschaft noch unter die Marke von 35 Euro gerutscht. Im Jahresverlauf zählen die Anteilsscheine mit einem Plus gut 7 Prozent zu den schwächeren Werten im MDax, der bislang um mehr als ein Viertel zulegte.

Während die Hamburger den Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende September) leicht auf 11,9 Milliarden Euro steigerten, brach das operative Vorsteuerergebnis um 42 Prozent auf 192 Millionen Euro ein. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 138 Millionen Euro nur etwa halb so viel wie im Jahr zuvor. Die Dividende soll vor diesem Hintergrund von 1,55 Euro je Aktie im Vorjahr auf 1,25 Euro sinken.

Neben einer schwächeren Nachfrage etwa nach Strangguss- Flachwalzprodukten drückten teils ungeplante Wartungsstillstände, Abschreibungen auf Kupfervorräte sowie der Stopp des millionenschweren FCM-Projekts auf den Gewinn.

Das FCM-Projekt war eigentlich ein Hoffnungsträger der Salzgitter-Beteiligung. Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro unter anderem in den Bau von Anlagen in Hamburg und Olen mit dem Ziel mehr Material verarbeiten zu können, sollten die Gewinnentwicklung antreiben. Wegen Kostenüberschreitungen zog der Konzern aber Mitte Juni die Reißleine; der damalige Konzernchef musste früher gehen als geplant.

Angesichts des Scheiterns des Projekts ist die im Mai angekündigte Übernahme des belgisch-spanischen Recyclers Metallo Group nach Einschätzung des Analysten Eggert Kuls von Warburg Research für Aurubis eine Art Plan B mit Blick auf die Möglichkeiten komplexere Materialien zu verarbeiten und weitere werthaltige Metalle wie Nickel, Zinn oder Blei zu gewinnen. Allerdings regt sich bei den europäischen Wettbewerbshütern Widerstand gegen den Kauf. Sie fürchten eine zu große Marktmacht beim Ankauf von Altkupfer, das gerade in Zeiten der stark wachsenden Elektromobilität eine wichtige Rolle spielt.

Die Europäische Kommission, die in der Sache bis Anfang April entscheiden will, könnte damit zum zweiten Mal in kurzer Zeit zum Spielverderber für Aurubis werden. Im Februar hatte sie dem Konzern den Verkauf des Geschäfts mit Flachwalzprodukten an die Wieland Gruppe untersagt und dem Umbau von Aurubis damit einen Stein in den Weg gelegt. Bevor ein anderer Käufer gefunden ist, könnte es laut dem Analysten Christian Obst von der Baader Bank noch einige Quartale dauern.

Mit Blick auf das laufende, neue Geschäftsjahr gibt sich der seit Juli amtierende Konzernchef Roland Harings angesichts niedriger Schmelzlöhne für Kupfer vorsichtig. Zwar hält er eine Erholung des operativen Vorsteuerergebnisses für möglich, die angepeilte Spanne ist mit 185 bis 250 Millionen Euro allerdings recht groß.

So drücken im laufenden ersten Geschäftsquartal Kosten für Wartungsarbeiten im Hamburger Werk auf den Gewinn. Aurubis rechnet hier mit einer Belastung von rund 34 Millionen Euro für die Erneuerung von Anlagen sowie Umweltschutzmaßnahmen.

Ab dem zweiten Geschäftsquartal könnten dann deutlich niedrigere Löhne für das Einschmelzen von Kupfer Spuren hinterlassen, erklärte Baader Analyst Christian Obst. Hintergrund ist ein deutlicher Rückgang der für 2020 zwischen einigen chinesischen Kupferhütten und dem US-Bergbaukonzern Freeport-McMoran vereinbarten Benchmark-Schmelzlöhne - also der Schmelzlöhne, an denen sich die Branche orientiert. Zudem lässt sich laut Unternehmensangaben die Entwicklung der Preise für Schwefelsäure, die als Nebenprodukt der Kupferproduktion ein, weiterhin nur schwer vorhersagen.

Um sich für das schwächere Marktumfeld zu wappnen, drückt Aurubis auf die Kostenbremse. Damit will Chef Harings die schwächeren Konjunktur- und Marktbedingungen mindestens ausgleichen./mis/ssc/jha/