Berlin (Reuters) - Der Dresdner Online-Fahrradhändler Bike24 strebt auf das Frankfurter Parkett.

"Der Börsengang bietet die beste Möglichkeit, um unsere Wachstumspläne erfolgreich umzusetzen", sagte Firmenchef Andres Martin-Birner der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Insidern zufolge soll die Neuemission noch vor der Sommerpause erfolgen. Demnach könnte Bike24 mit deutlich mehr als einer halben Milliarde Euro bewertet werden.

An der Frankfurter Börse geht es geschäftig zu wie lange nicht. In diesem Jahr emittierten unter anderem bereits der Linux-Anbieter Suse, der Funkmasten-Betreiber Vantage Towers und der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1. Neben Bike24 wollen ihnen auch bald der Online-Modehändler About You und der Tastatur-Hersteller Cherry folgen.

Aus der Ankündigung von Bike24 geht hervor, dass vor dem Listing noch eine Privatplatzierung erfolgt, die sowohl neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung in Höhe von rund 100 Millionen Euro umfasst als auch Aktien vom Mehrheitseigentümer Riverside. Der US-Finanzinvestor kam 2015 bei dem 2002 gegründeten Unternehmen an Bord und will den Börsengang für einen Teilausstieg nutzen.

EINNAHMEN AUS BÖRSENGANG FLIESSEN IN DAS WACHSTUM

Die Einnahmen aus dem Börsengang will Bike24 vor allem für die europäische Expansion nutzen. "In Spanien sind wir bereits aktiv. Als nächstes sollen Italien und Frankreich folgen", kündigte Martin-Birner an. Um in Südeuropa einen schnellen Versand anbieten zu können, will die Dresdner Firma auch Logistikzentren aufbauen. Zudem fließt Geld in den Abbau der Schulden.

Bike24 verkauft Fahrrädern, E-Bikes, Ausrüstung und Bekleidung. "Wir sprechen Premiumkunden an, die oft radeln und auch mal an ihrem Fahrrad schrauben. Rund 65 Prozent derjenigen, die bei uns bestellen, sind Bestandskunden", sagte Martin-Birner, der selbst jahrelang als Rennradfahrer auf dem Sattel saß und Leistungssport betrieb. Aktuell gingen rund 90 Prozent des Umsatzes auf Fahrradteile-Zubehör und Bekleidung zurück. In den vergangenen Jahren ist Bike24 im Schnitt um 30 Prozent gewachsen und kam 2020 auf einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro bei einem Betriebsergebnis (Ebitda) von 26,7 Millionen Euro.

Die Fahrradbranche hat in der Pandemie einen Boom erlebt. Laut einer Erhebung des Zweirad-Industrie-Verbandes wurden im vergangenen Jahr 5,04 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft und damit fast 17 Prozent mehr als im Vorjahr. "Menschen sind es inzwischen gewohnt, auch hochwertige Produkte online zu bestellen. Zudem fielen Möglichkeiten weg, Sport zu treiben", sagt Martin-Birner. Da hätten sich viele auf das Fahrrad geschwungen, um fit zu bleiben.