BERLIN (awp international) - Der Medienkonzern Axel Springer kauft die US-Mediengruppe Politico. Es sei die grösste Unternehmensübernahme der Firmengeschichte, teilte Springer am Donnerstag in Berlin mit. Am selben Tag sei mit Politico-Gründer Robert Allbritton eine Vereinbarung zum vollständigen Erwerb unterzeichnet worden. Einen Kaufpreis nannte Springer auf Anfrage nicht. Flaggschiff der US-Mediengruppe ist die gleichnamige digitale journalistische Marke Politico, die vor allem über Politikthemen berichtet. Dem Deal müssen den Angaben zufolge noch Behörden zustimmen. Springer rechnet damit, dass die Transaktion im vierten Quartal dieses Jahres erfolgen wird.

Mit dem Kauf unterstreicht Springer die eigene Wachstumsstrategie und insbesondere die Expansion auf dem US-Medienmarkt. Der Medienkonzern mit den journalistischen Marken "Bild" und "Welt" war 2019 eine strategische Partnerschaft mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) eingegangen und zog sich dazu auch 2020 von der Börse zurück. Ziel ist, schneller in den digitalen Geschäften zu wachsen. In den USA gehören Springer bereits die Nachrichtenmarken Insider und Morning Brew. Hierzulande startete Springer am Sonntag einen TV-Sender seiner Boulevardmarke Bild.

Mit dem Deal in den USA, über den zuerst das "Handelsblatt" berichtete, werden Springer künftig auch alle Anteile an dem Unternehmen Politico Europe in Brüssel gehören. Bereits seit 2014 betreiben Springer und Politico das Gemeinschaftsunternehmen, an dem sie bislang zu je 50 Prozent beteiligt sind. Teil des Deals ist ausserdem die auf den Technologiesektor spezialisierte News-Webseite Protocol, die eine Schwesterpublikation von Politico ist und 2020 gegründet wurde.

Der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, Mathias Döpfner, sagte: "Politico und uns verbindet der Einsatz für journalistische Unabhängigkeit sowie eine unvoreingenommene, nicht-aktivistische Berichterstattung. Genau das wird Grundlage sein für beschleunigtes Wachstum und unseren künftigen gemeinsamen Erfolg."

Politico-Gründer Allbritton betonte: "Als Politico und das neu gegründete Protocol in den vergangenen Jahren immer erfolgreicher wurden, merkte ich zunehmend, dass ein global agierendes Unternehmen vermutlich besser als ein Familienunternehmer wie ich in der Lage sein würde, unser weltweites Wachstum weiter voranzutreiben, unseren Zielgruppen noch besser zu dienen und unseren Beschäftigten noch mehr Chancen zu bieten." Für ihn sei allerdings nur ein Investor in Frage gekommen, der seine persönlichen Werte als auch die Unternehmenswerte von Politico teile.

Das Unternehmen Politico gibt es seit 2007, derzeit sind rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Nordamerika dafür tätig, davon mehr als die Hälfte im Redaktionellen. Politico Europe beschäftigt rund 200 Mitarbeiter.

Die verlegerischen und redaktionellen Führungsteams von Politico in den USA, Politico Europe und Protocol werden den Angaben zufolge ihre Arbeit fortsetzen. Die Publikationen werden demnach auch in Zukunft getrennt von den anderen Springer-Marken mit Hauptsitz in den USA geleitet./rin/DP/he