BERLIN (dpa-AFX) - Der Medienkonzern Axel Springer nimmt in schlechten Zeiten für die Medienbranche mehr Geld für seine digitale Zukunft in die Hand. Mit dem Einstieg der US-Beteiligungsgesellschaft KKR, der bereits in der vergangenen Woche deutlich mehr Aktien angedient wurden als im Übernahmeangebot vorausgesetzt, sei das denn auch möglich, sagte Vorstandschef Mathias Döpfner am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

"Die Kurzfristigkeit des Kapitalmarktes ist vielleicht irgendwann eine Hürde für Unternehmen, die sich in der Wachstumsphase befinden", sagte Döpfner. Mit KKR hätte der Konzern einen Partner an Bord, der nicht über das nächste oder das übernächste Quartal nachdenke, sondern der einen Zeithorizont von mehreren Jahren habe und auch mal eine Durststrecke in Kauf nehme. "Das ermöglicht echtes unternehmerisches Handeln", so Döpfner

Die Verhandlungen mit KKR über die strategische Beteiligung waren Ende Mai bekannt geworden und hatten den Aktienkurs von Springer deutlich nach oben getrieben. Das Angebot sieht einen Preis von 63,00 Euro je Aktie vor. Aktionäre, die ihre Aktien bislang nicht angedient haben, können dies noch bis 21. August tun. Der Einstieg des Investors steht nach wie vor unter dem Vorbehalt außenwirtschaftlicher Genehmigungen und Kartellfreigaben. Je nachdem, wie viele Anleger ihre Aktien in der Nachfrist noch andienen, könnte der Streubesitz unter 15 Prozent fallen. Dann würde laut Analysten der Abstieg aus dem MDax in den Nebenwerteindex SDax drohen. Bei einem Streubesitz unter zehn Prozent würde Springer aus allen der bedeutenden Indizes der Deutschen Börse herausfallen.

Die Befürchtungen des Springer-Betriebsrats um allzu harte Einschnitte im Unternehmen und einem damit verbundenen Abbau von Arbeitsplätzen versuchte Döpfner abzumildern: "KKR bekennt sich zu unserer Unternehmenskultur und weiß, dass unsere Mitarbeiter unser wichtigstes Kapital sind", sagte er. Überhaupt habe die Gesellschaft dort, wo sie in der Vergangenheit eingestiegen war, langfristig geholfen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen statt abzubauen. Den mit der Übernahme verbundenen Vorwurf eines "Verrats am Erbe Springers" bezeichnete der Konzernchef als "abenteuerlich". "Wer den Journalismus mit dem Bedrucken von Papier verbindet, hat meines Erachtens Gegenwart und Zukunft nicht verstanden."

Fürs weitere Wachstum bleibt Springer also auf Digitalisierungskurs. Die Kosten dafür haben sich im jüngsten Geschäftshalbjahr aber zunächst sichtbar aufs Ergebnis niedergeschlagen: Unter dem Strich verringerte sich der auf die Aktionäre der Gesellschaft entfallende Gewinn im Zeitraum Januar bis Juni von 169,8 Millionen Euro im Vorjahr auf 115,2 Millionen Euro. Der konzernweite Umsatz ging gleichermaßen von 1,56 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,53 Milliarden Euro zurück. Aus eigener Kraft, also bereinigt um Währungseffekte und Zu- sowie Verkäufe, ist der Umsatz allerdings leicht um ein Prozent gestiegen. An der Börse gab die Aktie gegen Mittag in einem insgesamt stark unter Druck stehenden Markt leicht um 0,16 Prozent nach. Analysten sprachen von einem schwachen Ergebnis.

Einen Anstieg der Erlöse verzeichnete das Unternehmen allein in seinem gut laufenden Online-Rubrikengeschäft mit dem Spartennamen Classifieds Media. Hier wuchs das Jobportal Stepstone um mehr als 10 Prozent. Im Bereich der Immobilienplattformen und sonstigen Generalisten steigerte Springer seinen Umsatz um fast sechs Prozent. Im Segment News Media, das im Wesentlichen die Publikationen der "Bild"- und der "Welt"-Gruppe umfasst, gingen die Erlöse um rund 6 Prozent zurück. "Wir haben im Anzeigengeschäft eine schwächere Werbekonjunktur gespürt, sowohl in Deutschland aber auch in anderen Ländern", sagte Finanzchef Julian Deutz. Die digitalen Aktivitäten, wie etwa das Geschäft mit der News App "Upday", hätten sich aber sehr erfreulich entwickelt. Im Bereich der Vermarktungsaktivitäten, wo Springer weitere Online-Plattformen wie finanzen.net oder das Preisvergleichsportal idealo bündelt, waren die Umsätze um rund 4 Prozent zurückgegangen.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 2,7 Prozent auf 344,8 Millionen Euro. An der im Juni gesenkten Jahresprognose hält das Management um Konzernchef Döpfner fest: Demnach soll der Umsatz weiterhin im niedrigen einstelligen Prozentbereich sinken, beim bereinigten Ebitda wird ein Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet. Beim operativen Ergebnis rechnet Springer mit einem Rückgang im hohen einstelligen Prozentbereich. Der Medienkonzern hatte seine Jahresziele zuletzt aufgrund einer allgemein schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung, aber auch wegen der in Frankreich verabschiedeten Digitalsteuer runtergeschraubt.

Im Bereich Classifieds Media will Springer dieses Jahr beim Umsatz im besten Fall nur noch im niedrigen statt im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Das operative Ergebnis dürfte im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken statt stabil bleiben. Die Investitionspläne des Konzerns sehen unter anderem einen Ausbau der Sparte vor. Zuletzt wurde etwa über ein Interesse Springers am Kleinanzeigengeschäft von Ebay spekuliert. Unternehmenschef Döpfner blieb diesbezüglich allerdings vage: Es bestünden keine konkreten Überlegungen zu Erweiterungen, weder was amerikanische Akteure wie Ebay betrifft, noch was Autoportale in Europa betrifft, sagte er und spielte damit zugleich auf Spekulationen hinsichtlich des Interesses von Springer an Autoscout24 an. Das Autoportal gehört derzeit noch dem Portalbetreiber Scout24, der zuletzt verkündet hatte, Alternativen für den Marktplatz auszuloten./kro/fba/ajx