Es ist nicht alltäglich, dass ein Rüstungskonzern öffentlich politische Entscheidungen lobt. Normalerweise wird eher das Gegenteil getan – es wird Kritik an zu knappen Budgets und einem Mangel an Verantwortungsbewusstsein angesichts von Gefahren geäußert.

Doch Charles Woodburn, CEO von BAE, hebt hervor, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs die Bedeutung der aktuellen Herausforderungen erkannt haben und Europa sich entschlossen wieder aufgerafft hat. Zusätzlich profitiert BAE von günstigen Entwicklungen in Ozeanien, insbesondere durch das AUKUS-Programm und das Bestreben der angelsächsischen Länder, ihren Einfluss im Pazifik zu wahren.

Dank der Aufrüstung in Großbritannien und Deutschland hat BAE, ähnlich wie Rheinmetall, eine Phase der Stagnation überwunden – obwohl die produzierten Ausrüstungen in beiden Fällen hauptsächlich für den Export bestimmt sind – und profitiert von der Wiederbelebung der NATO. Erinnern wir uns, dass die NATO noch vor weniger als fünf Jahren vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron als "hirntot" bezeichnet wurde... Wie schnell sich die Zeiten ändern können.

Zusätzlich zum F-35-Programm, das BAE einen stetigen Cashflow und hohe Margen beschert, wurde das Jahr durch neue Verträge für Atom-U-Boote, die Übernahme von Ball Aerospace in den USA, die Einführung des GCAS in Kooperation mit Japan und Italien und eine beispiellose Geschäftsdynamik in allen Bereichen, einschließlich Fahrzeugen und Munition (den traditionellen Sorgenkindern des Konzerns), geprägt.

Diese positiven Entwicklungen sind bereits in der Börsenbewertung von BAE berücksichtigt. Die Marktkapitalisierung hat sich seit der Ukraine-Invasion verdoppelt und liegt nun bei 38 Milliarden Pfund. Angesichts dessen plant das Unternehmen, in den nächsten drei Jahren einen freien Cashflow von 5 Milliarden Pfund zu generieren. Wenn der Trend anhält, würde dies einer angehobenen Bewertung des Unternehmens zum 23-fachen seines Gewinns entsprechen.

Der Markt hat das "neue Normal" bereits eingepreist, und das wohl zu Recht, denn BAE dürfte 2025 den doppelten Umsatz im Vergleich zu vor zehn Jahren erzielen. Mit einer branchentypischen Annahme der Nettomarge könnte man eine jährliche Gewinnkapazität von 2,5 bis 3 Milliarden Pfund für das kommende Jahrzehnt erwarten.

Diese Perspektive rechtfertigt die aktuelle Bewertung vollends. BAE bleibt optimistisch: Das Unternehmen hat in den letzten zwei Jahren 4,4% seiner ausstehenden Aktien zurückgekauft und sein Rückkaufprogramm für 2024 verlängert.

Die Verteidigungsbranche ist von langen Zyklen geprägt: Zeiten der Flaute können sich hinziehen, aber ebenso können Phasen hoher Aktivität andauern.