--Niedrigzinsumfeld mindert Eigenkapital gegenüber Test 2018

--Banken mit niedrigen Nettozinseinnahmen besonders betroffen

--Deutsche Banken im unteren Tabellenfeld

(NEU: Angaben zu deutschen Kreditinstituten, Banca Monte dei Paschi)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Großbanken in der EU würden nach Aussage des Bankenregulierers Eba auch unter extremen ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch über ausreichend Eigenkapital verfügen, um weitere Verluste zu decken - jedenfalls im Durchschnitt der 50 untersuchten Institute. Wie die Eba nach Abschluss ihres aktuellen Stresstests mitteilte, würde die an den Risikoaktiva gemessene harte CET1-Eigenkapitalquote der Banken bis 2023 um 485 Basispunkte auf 10,2 (2020: 15,0) Prozent sinken und die ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) um 130 Basispunkte auf 4,3 (5,6) Prozent - dies unter der Annahme einer vollen Gültigkeit erst später geltender Eigenkapitalanforderungen ("fully loaded").

Allerdings gibt es starke Unterschiede zwischen den Instituten, die Eigenkapitalverluste reichen von 80 bis 996 Basispunkten. "Banken mit starkem Inlandsgeschäft oder mit geringen Nettozinseinnahmen verlieren mehr Eigenkapital", erläuterte die Eba.


   CET1-Quote der Deutschen Bank fällt auf 7,4 Prozent 

In diese Kategorie fallen zumindest die öffentlichen Banken Deutschlands, deren Eigenkapitalausstattung unter Stress im unteren Tabellenbereich angesiedelt ist: Am besten steht die DZ Bank (von 15,1 auf 10,2 Prozent) da, gefolgt von Bayern LB (von 15,9 auf 10,0 Prozent), Helaba (von 14,4 auf 8,6 Prozent) und LBBW (von 14,8 auf 8,4 Prozent). Die börsennotierten Institute Deutsche Bank (von 13,6 auf 7,4 Prozent) und Commerzbank (von 13,2 auf 8,2 Prozent) sehen allerdings noch schwächer aus.

Der schlimmste Ausreißer kommt von der italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena, deren CET1-Kapital von 9,9 auf minus 0,10 Prozent zu fallen droht.

Das Stress-Szenario sieht wegen des aktuell von der Corona-Pandemie geprägten Umfelds anhaltend niedrige Zinsen vor, die die stützende Wirkung der Nettozinseinnahmen der Institute gegenüber dem 2018 durchgeführten Stresstest um 100 Basispunkte auf 2,9 Prozentpunkte senken. Am stärksten belastet wird das Eigenkapital durch Kreditverluste (423 Basispunkte), Verluste aus Marktrisiken (102 Basispunkte) und operationelle Risiken (68 Basispunkte).

Das Szenario sieht für die Jahre 2021 bis 2023 außerdem einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,6 Prozent vor. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass das Basisjahr 2020 von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie geprägt war.


   Hohe Ausfallquoten bei früher unter Moratorien stehenden Krediten 

Die Eba geht in ihrem Szenario davon aus, dass die mit ihren Richtlinien übereinstimmenden Zahlungsmoratorien ausgelaufen, staatliche Kreditgarantien aber noch in Kraft sind. Auf dieser Basis ergibt sich, dass der Anteil wertgeminderter Kredite (Stage 3) von Banken mit einer hohen Exponierung gegenüber coronasensitiven Sektoren auf 9,1 (2020: 2,8) Prozent steigt. Für den Durchschnitt aller Banken prognostiziert die Eba im Stress-Szenario einen Anstieg auf 6,3 (2,1) Prozent.

Der Anteil wertgeminderter Kredite bei früher Zahlungsmoratorien unterliegenden Krediten steigt laut Eba auf 13,4 (3,1) Prozent, die entsprechende Quote bei Krediten mit Staatsgarantie auf nur 6,8 (1,1) Prozent.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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July 30, 2021 13:08 ET (17:08 GMT)