Binnen drei Wochen hat die Mailänder Großbank UniCredit mit der 13 Milliarden Euro schweren Finanzspritze ihr Kapitalloch damit gestopft. Es ist zugleich die größte Kapitalerhöhung in Europa seit 2010. 99,8 Prozent der neuen Aktien fanden Abnehmer unter bestehenden und neuen Anteilseignern, wie die Muttergesellschaft der Münchner HypoVereinsbank und der Bank Austria mitteilte. Die restlichen Aktienbezugsrechte im Wert von 31 Millionen Euro sollen nächste Woche über die Mailänder Börse verkauft werden. Der neue Bankchef Jean-Pierre Mustier hat damit innerhalb von acht Monaten ein neues finanzielles Fundament für die Bank gebaut.

Bei der Kapitalerhöhung ging es vornehmlich darum, die zehn Milliarden Euro wieder auszugleichen, die Mustier zum Jahresende abgeschrieben hatte. Die Wertberichtigungen ermöglichten es der Bank, 17,7 Milliarden Euro faule Kredite weiterzuverkaufen und damit die Bilanz zu säubern. Die Abschreibungen brockten dem Geldhaus im vergangenen Jahr aber 11,8 Milliarden Euro Verlust ein. Der 55-jährige Franzose Mustier hatte zuvor bereits acht Milliarden Euro mit dem Verkauf von Beteiligungen, etwa an der polnischen Bank Pekao, der italienischen Internet-Bank Fineco und der Fondsgesellschaft Pioneer erlöst.

Der Erfolg von UniCredit ist auch ein Signal der Hoffnung für Italiens angeschlagenen Bankensektor. Die beiden größten Banken des Landes sind damit wieder ausreichend kapitalisiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte UniCredit zum Handeln gedrängt, weil deren Eigenkapitalquote durch die Abschreibungen unter die vorgeschriebenen acht Prozent gefallen war. UniCredit-Rivale Intesa Sanpaolo gilt als Musterschüler, während die Nummer drei, die Banca Monte dei Paschi di Siena, das große Sorgenkind ist. Sie konnte - wie einige kleinere Institute - nur mit Hilfe des Staates gerettet werden.

Italiens Bankensystem ächzt als Folge der Rezession in den Jahren 2010 bis 2014 unter einem rund 360 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite. Für 190 Milliarden davon hatten die Banken noch keine Rückstellungen gebildet.

"WACHSTUM IST ZWEITRANGIG"

Mustier setzt bei UniCredit angesichts der niedrigen Zinsen und der teuren Regulierung voll aufs Sparen. Er hat die Zahl der bis 2019 geplanten Stellenstreichungen auf 14.000 geschraubt und will die jährlichen Kosten um 1,7 Milliarden Euro drücken. In drei Jahren soll damit ein Nettogewinn von 4,7 Milliarden Euro zu Buche stehen. Auch bei sich selbst macht Mustier nicht halt: Er verzichtete bei der Ankündigung des Sparkurses auf 40 Prozent seines Gehalts. Den Analysten der Bank Berenberg gefällt das: "Die alte Strategie fußte auf Größe und Wachstum, aber die neue ist anders. Jetzt stehen Kostensenkungen und Risikoreduktion im Mittelpunkt, und Wachstum ist zweitrangig." Ertragszuwächse seien ohnehin schwierig.

UniCredit hatte die neuen Aktien zu je 8,09 Euro angeboten, 38 Prozent unter dem um den Wert der Bezugsrechte. Am Freitag lag die Aktie mit 12,09 Euro um die Hälfte höher. Aufatmen über die geglückte Kapitalerhöhung herrschte nicht nur bei den begleitenden Investmentbanken, die die überzähligen Papiere sonst auf die eigenen Bücher hätten nehmen müssen. Auch die Inhaber von UniCredit-Hybridpapieren können nun damit rechnen, dass die Bank ihnen die am 10. März fälligen Zinsen zahlt. Ohne die Kapitalerhöhung hätten sie verzichten müssen.