LONDON (dpa-AFX) - Die seit der Finanzkrise größtenteils verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) muss auf ihrem Sanierungskurs einem Pressebericht zufolge einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Die spanische Großbank Santander habe sich aus den offiziellen Gesprächen zur Übernahme der RBS-Filialtochter Williams & Glyn zurückgezogen, berichtete die "Financial Times" (Mittwoch) unter Berufung auf Banker. Grund sei eine zu hohe Preisvorstellung der Briten, die ihre Tochter ursprünglich mit rund 1,9 Milliarden Pfund in den Büchern bewertet hatten.

Die RBS muss sich bis Ende 2017 von Williams & Glyn mit ihren rund 300 Filialen und einem größeren Firmenkundengeschäft trennen. Dies ist eine Auflage der Europäischen Union für die in der Finanzkrise erhaltene Staatshilfe von gut 45 Milliarden Pfund. Die Abspaltung lief bislang äußerst schleppend. Das lag unter anderem daran, dass die Tochter etwa bei den Computersystemen tief mit dem Mutterkonzern verwoben ist. Die Trennung ist laut Vorstandschef Ross McEwan eine wichtige Bedingung, um wieder Dividenden zahlen zu können.

Im vergangenen Jahr hatte RBS auch einen Börsengang für die Tochter erwogen. Allerdings gab der Konzern im vergangenen Monat den Versuch auf, Williams & Glyn als komplett eigenständige Bank aufzustellen. Das Management begründete den Schritt vor allem mit den Niedrigzinsen, die es schwer machten, eine neue Bank profitabel zu machen. Die britische Notenbank hatte nach dem Brexit ihre Leitzinsen gesenkt und behält sich weitere Schritte vor.

Santander hatte im August ein formales Übernahmeangebot vorgelegt. Sie wollte dadurch ihr ohnehin schon umfangreiches britisches Geschäft ausbauen. Ganz aufgegeben haben die Spanier laut Zeitung ihr Interesse an der RBS-Tochter noch nicht. Entscheidend sei der Preis, zitierte die Zeitung einen Banker aus dem Umfeld der Spanier. Ein Interesse an Williams & Glyn wird auch der Clydesdale and Yorkshire Bankgruppe nachgesagt.

Die RBS ist seit der Finanzkrise 2007/8 noch nicht wieder auf die Beine gekommen. In den vergangenen acht Jahren schrieb das Institut rote Zahlen und auch in der ersten Hälfte 2016 gab es wieder einen Milliardenverlust. Der Staat hält immer noch 73 Prozent der Anteile. Wegen der anhaltenden Probleme sackte der Aktienkurs im bisherigen Jahresverlauf um fast 40 Prozent auf 185,50 Pence ab und ist damit deutlich von den 407 Pence entfernt, die der Staat für einen kostenneutralen Ausstieg brauchen würde. Am Mittwoch ging es zum Handelsauftakt aber zumindest um knapp ein Prozent nach oben./enl/mne/zb